Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

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Hegels Wirksamkeit in Berlin. 
so manchem Philistertum eine breite und weich bequeme Unterlage dar 
bietet. So mußten wir Sie wohl ziehen lassen, aber wir bilden uns 
etwas darauf ein, Sie eine Weile besessen zu haben, und unsere guten 
Wünsche müssen wie Geister unsichtbarer Weise immer um Sie sein." 1 
2. Anonyme Feinde. 
Bei seiner errungenen Höhe und weithin anerkannten Bedeutung 
konnte es natürlicherweise nicht ausbleiben, daß bald auch Feinde und 
Gegner ins Feld rückten, persönliche und sachliche, anonyme und offene, 
neidisch schmähsüchtige und ehrlich bewaffnete. Kaum war die Rechts 
philosophie mit ihrer geharnischten Vorrede erschienen, so kamen anonyme 
Anfeindungen in den Heidelbergischen Jahrbüchern und der Hallischen 
allgemeinen Litteraturzeitung. Der Heidelberger Anonymus war nach 
Hegels wohl zutreffender Ueberzeugung sein alter Landsmann Paulus, 
seit den uns bekannten Württembergischen Händeln sein erbitterter 
Feinds Der hallische Anonymus hatte Hegels Ausfälle gegen Fries 
besonders übel empfunden und als eine persönliche, aus unedlen 
Motiven begangene Kränkung und Herabwürdigung eines schon seines 
philosophischen Lehramtes verlustigen Mannes hingestellt. Solche Be 
hauptungen, unter dem Deckmantel der Anonymität vorgebracht, waren 
freilich Schmähungen, gegen welche, als verübt in einer .preußischen, 
von der Regierung unterstützten Zeitung, Hegel als „preußischer Be 
amter" Schutz und Genugthuung bei dem Ministerium nachsuchte. 
Altenstein ließ der Redaction eine drohende Mißbilligung zukommen, 
im übrigen aber verwies er Hegel auf den Weg der gerichtlichen Klage, 
den dieser nicht betrat? Im Hinblick auf seine Rechtsphilosophie hatte 
er Daub geschrieben: „Mit meinem Vorwort und einschlagenden 
Aeußerungen habe ich allerdings, wie Sie gesehen haben werden, dieser 
kahlen und anmaßenden Secte, — dem Kalbe, wie man in Schwaben 
zu reden pflegt, ins Auge schlagen wollen: sie war gewohnt, unbedingt 
das Wort zu haben, und ist zum Theil sehr verwundert gewesen, daß 
man von wissenschaftlicher Seite nichts auf sie halte und gar den 
Muth haben könne, öffentlich gegen sie zu sprechen" u. s. f? Nach 
seiner soeben angeführten Redensart konnte er sich füglich nicht 
wundern, wenn geblökt wurde. 
* Briefe von und an Hegel. II. S. 25. — 2 ©. oben Cap. XI. S. 109 fsgb. 
— 3 Rosenkranz. S. 336 u. 337. — 4 Briefe von und an Hegel. II. (Br. vom 
9. April 1821.) S. 46.
	        
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