Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

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Hegels Wirksamkeit in Berlin. 
Hengstenberg mit seiner „Evangelischen Kirchenzeitung". Im vollsten 
Gegensatze zu Hengstenberg und in der Absicht, die rationelle Bibel 
forschung in dem von De Wette begründeten historisch-kritischen Geiste 
fortzubilden, erschien aus der hegelschen Schule Wilhelm Vatke aus 
Berlin (1805—1882), der im Wintersemester 1830 seine theologische Lehr- 
thätigkeit begonnen und im Jahre 1835 den ersten und einzigen Theil 
seiner biblischen Theologie, „die Religion des Alten Testaments", ver 
öffentlicht hat, ein Werk, welches man als die gemeinsame Frucht der 
historisch-kritischen und der philosophischen Religionsgeschichte bezeichnen 
kann. Gleichzeitig erschien noch ein anderes, geistesverwandtes, dem 
Felde der neutestamentlichen Theologie angehöriges, durch sein Thema, 
seine Ergebnisse und seine bewunderungswürdigen, litterarischen Eigen 
schaften weltbewegendes, bis zum heutigen Tage durch seine Bedeutung 
fortwirkendes Werk: das Leben Jesu von Dav. Friedr. Strauß aus 
Ludwigsburg (1808—1874), der im Wintersemester 1831 nach Berlin 
gekommen war, um Hegel und Schleiermacher zu hören, und zu seinem 
größten Leidwesen die Nachricht von dem Tode Hegels aus dem Munde 
Schleiermachers vernahm. 
Mit dem Jahre 1835 beginnt die Differenzirung der hegelschen 
Schule, in die beiden Richtungen, welche Strauß mit der rechten und 
linken Seite eines Parlaments verglichen hat. Auf dem theologischen 
Felde gilt Marheineke als Repräsentant der rechten, Strauß dagegen 
als Führer der linken. Drei Jahre nach dem Tode des Meisters ge 
währt die hegelsche Schule in ihrer Concentration an der Universität 
Berlin einen sehr stattlichen Anblick. Im Wintersemester 1834 lehren: 
Marheineke, Bruno Bauer aus Eisenberg (1809—1881), damals noch 
auf der äußersten rechten, Batke, Gans, Henning, Michelet, Hotho, 
Werder, Joh. Ed. Erdmann aus Wolmar in Livland (1803—1892), 
der sein Amt als Prediger in seiner Vaterstadt aufgegeben und sich für 
hegelsche Philosophie in Berlin habilitirt hatte, er wurde iin Jahre 1836 
nach Halle gerufen, wo er, wie der Verfasser dieses Werkes aus eigner 
Erfahrung bezeugen kann, als einer der beliebtesten und durch seine 
didaktische Kunst vorzüglichsten Docenten fast zwei Menschenalter hin 
durch gewirkt hat. 
Die Genannten sind sämmtlich unmittelbare Schüler Hegels. Von 
seinen berliner Schülern lehrte Karl Rosenkranz aus Magdeburg 
(1805—1879) seit 1833 in Königsberg, von seinen Heidelberger Schülern 
lehrte Hinrichs seit 1824 in Halle a. S., von seinen Maischen,Schülern
	        
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