Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

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Hegels Wirksamkeit in Berlin. 
hellt, wie tief Solger verbittert war. Und so hat auch Hegel in seiner 
Kritik der nachgelassenen Schriften Solgers diese Stelle genommen 
(die er anführt, indem er die Worte „der gute" bei seinem Namen 
wegläßt). „Man kann nicht ohne schmerzliche Empfindung solche 
Schilderung der bis zum Aeußersten gehenden Verstimmung und des 
Ueberdrusses an dem Geiste sehen, dessen Bild Solger sich aus seiner 
Erfahrung gemacht hat." „Indem Solger dieses Bild seiner Erfahrung 
zu mächtig in sich sein läßt, mußte er das tiefere Bedürfniß, das in 
seiner und jeder Zeit vorhanden ist, verkennen und sich abhalten lassen, 
seine Thätigkeit und Arbeit nur nach der Stätte, die derselben würdig 
ist, zu richten, daselbst seine Wirkung zu suchen und zu erwarten." 1 
Man sieht, wie Hegel die pessimistische Verdüsterung Solgers wohl 
erklärt, aber im Hinblick auf die in seiner und jeder Zeit vorhandenen 
tieferen Bedürfnisse nicht gelten läßt. „Wo aber solches Bedürfniß 
nicht vorhanden und der ganze Zustand des wissenschaftlichen und über 
haupt des geistigen Interesses durch und durch zu einer gleißenden 
Oberfläche geworden, wie Solger eine solche Anschauung vor sich hat, 
da ist solche gründliche Verflachung ihrem Schicksale, dem Glücke ihrer 
Eitelkeit, zu überlassen." ^ Der Glaube an die unverwüstlichen, oft 
verdeckten, nie vertilgten Tiefen der Menschheit ist das in Hegels Per 
sönlichkeit und seiner Lehre eingewurzelte Gegengift wider allen Pessi 
mismus. Die beiden Männer haben nur ein Jahr zusammengewirkt. 
Während dieser beiden Semester hat Solger über Dialektik und Politik, 
über die Grundlehren der Philosophie und Aesthetik gelesen. Er starb 
am 25. October 1819, erst neununddreißig Jahre alt. 
2. Die Antrittsrede. 
Am 22. October 1818 hat Hegel seine Vorlesungen mit einer 
Anrede an die Zuhörer eröffnet, welche Einiges von dem wiederholte, 
was er zwei Jahre früher (28. October 1816) bei dem gleichen Anlaß 
in Heidelberg gesagt hatte: daß die deutsche Nation den Beruf habe, 
das heilige Feuer der Philosophie zu bewahren und fortzupflanzen, 
daß mit dem Frieden die Zeit gekommen sei, diese Aufgabe zu erfüllen; 
daß in dem Muth zur Wahrheit und in dem Glauben an die Kraft der 
1 Ueber Solgers nachgelassene Schriften und Briefwechsel. Herausg. von 
Ludwig Tieck und Friedrich von Raumer. 2 Bände. Leipzig 1828. Hegels 
Kritik: Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik. 1828. Hegels Werke. Bd. XVI. 
S. 486-506. (S. 497 flgd.) - - Ebendas. S. 498.
	        
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