123
Hegel als Professor der Philosophie in Heidelberg.
5. Daub.
Hegels größter Schüler in Heidelberg war und blieb der tief
sinnige Daub; er versenkte sich in das Studium der Werke Hegels,
als dieser schon in Berlin war, er durchdrang die Logik und verstand
nun erst die Phänomenologie: diesen nach logischer Methode erleuchteten
Weg des menschlichen Bewußtseins zur Erkenntniß Gottes. Was hätte
für Theologie Studirende nützlicher und wichtiger sein können als die
Einführung in eine solche Wissenschaft? Daub las im Sommersemester
1821 über die hegelsche Phänomenologie des Geistes vor einer zahl
reichen Zuhörerschaft und ließ nachher seine Einleitung in diese Vor
lesung drucken. Von allen Huldigungen, welche Hegel erlebt hat, giebt
es wohl keine, die gewichtiger wäre, als diese Zeilen des siebenund-
fünfzigjährigen Daub: „Auf das Angestrengteste hab' ich Ihre Logik
studirt und erst so ist mir endlich der Inhalt Ihrer Phänomenologie
des Geistes ganz offenbar worden". „Die Umgebungen, das äußer
liche Leben und seine Raritäten waren mir längst, schon vor Ihrem
Hiersein gleichgültig; durch Sie aber, Großer, edler Mann! bin ich,
seit den letzten beiden Jahren erst eigentlich in der Wissenschaft ein
heimisch worden, und hoff' ich, wird mir anders das innere Leben noch
einige Jahre gefristet, noch durch die That zu bewähren, daß im Süden,
wie im Norden, strenge Wissenschaft gedeihe." 1
1 Briefe von und an Hegel. II. S. 30. (Br. Daubs vom 30. Sept. 1820.)
Vgl. S. 44-46. (Hegel an Daub. Berlin, 9. April 1821.) Ebendas. S. 55-58.
(Creuzer an Hegel. Heidelberg, 8. Sept. 1821.) S. 58—60. (Daub an Hegel.
Heidelberg, 19. Sept. 1821.) Die Anzeige der hier in Rede stehenden Vorlesung
hieß: „Einleitung in das Studium der theologischen Moral, Freitag und Sonn
abend von 8—9, öffentlich".
Vgl. den schönen Aufsatz von D. Fr. Strauß: Schleiermacher und Daub
in ihrer Bedeutung für die Theologie unserer Zeit (1889). Strauß' Charakteristiken
und Kritiken (1844). S. 1—212.