Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

Die Gründung seines Hausstandes. 
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Jena und Bamberg her wohl bekannte und befreundete Professor 
Paulus, der in demselben Verwaltungszweige später nach Ansbach ver 
setzt (1810) und noch in demselben Jahr als Professor der Theologie 
und Philosophie an die neubadische Universität Heidelberg berufen wurde. 
Das Schulamt in Nürnberg brachte der Mängel und Uebelstände, 
namentlich während der ersten Jahre, recht viele mit sich; die Einkünfte 
waren, mit denen in Bamberg verglichen, um ein Drittel geringer. 
Als Professor erhielt Hegel 900 Gulden jährlich, als Rector 100 Gulden 
mit freier Wohnung, was der Administrator unbegreiflicher- und 
unanständigerweise so auslegte, als ob es geheißen hätte „hundert 
Gulden oder freie Wohnung", in welchem Falle Hegel entschlossen 
war, das Rectorat abzulehnen? Die finanziellen Verhältnisse waren 
so wenig geordnet, daß es immer Besoldungsrückstände gab, und Hegel 
mitunter in die Lage kam, den täglichen Lebensunterhalt nicht bezahlen 
zu können. Es war kein Pedell vorhanden, kein Kopist, kein Aversum 
für Schreibmaterialien, die privilegirten Schulbuchhandlungen verkauften 
die Schulbücher theurer als die gewöhnlichen Buchhandlungen! Die 
Schullocale waren in elendem Zustande und ohne Schutz gegen die 
Sonnenblendung; und was endlich einer der unerträglichsten und 
schimpflichsten Uebelstände war, worüber Hegel in seinen Briefen an 
Niethammer immer von neuem derb und drastisch klagen und jammern 
mußte: das Gymnasium wie die beiden Primärschulen in Nürnberg 
(Sebaldus- und Lorenzschule) entbehrten jeglicher Kloakeneinrichtung? 
3. Logik, Propädeutik und Rectoratsreden. 
Am 12. December 1808 hatte der Unterricht in dem neubahrischen 
Gymnasium zu Nürnberg begonnen. Die Dinge rückten sich allmählich 
zurecht und kamen in einen geregelten ruhig fortschreitenden Gang. 
Die achtjährige Dauer seiner Wirksamkeit als Professor und Rector 
des Aegidiengymnasiums zu Nürnberg bildet im Leben Hegels eine 
sehr arbeitsvolle, sehr fruchtbare und glückliche Periode? 
Die Phänomenologie des Geistes war als „System der Wissen 
schaft. Erster Theil" erschienen und hatte den Stufengang des Bewußt 
seins von den niedrigsten Anfängen bis zur wahren Erkenntniß oder 
zum „absoluten Wissen" dargethan. Nun mußte als zweiter Theil das 
1 Briefe von und an Hegel. I. S. 217. (Br. v. 12. Febr. 1809.) — 2 Eben 
das, S. 216—218. — 3 Der erste Brief aus Nürnberg ist vom 14. December 1808, 
der letzte vom 16. October 1816. 
Fischer, Gesch. d. Philos. VIII. N, A. 
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