Volltext: Die Preisbildung im Kriege [Heft 1]

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Verhältnisse hineingestellt wird. Und vollends sind ihm seineLebens- 
adern unterbunden, wenn die Mengen, die es zu handeln gilt, und 
die preise, zu denen gekauft und verkauft werden darf, einer festen 
Regelung unterworfen werden. Bestimmte Mengen in bestimmter 
Richtung zu bewegen und dabei an feste Preise gebunden zu sein, ist 
nun einmal eine im wesentlichen technische und nicht eine handels- 
mäßkge Aufgabe. 
Der Zustand, der sich für den Großhandel kn der Kriegswirt 
schaft herausbilden mußte, läßt sich einigermaßen mit jenen Verhält 
nissen vergleichen, in welchen schon im Frieden der Handel gegenüber 
den großen Industrie-Syndikaten sich befunden hat. Auch da hat 
man zunächst versucht, dem Handel freie Hand zu lassen. Allent 
halben zeigte sich aber, daß die Verteklungs- und Preispolitik der 
Syndikate sich nicht auf diese Weise ohne schwere Schädigung der 
Verbraucher durchführen ließ. Der Handel wurde deshalb je länger 
umsomehr seiner Selbständigkeit entkleidet und an ganz bestimmte 
Preiszuschläge sowie Verteilungsschlüssel gebunden. Am stärksten ist 
dies wohl beim Rheinisch-Westfälischen Kohlensyndkkat ausgebildet 
worden, welches sein ganzes Absatzgebiet in fest umriffene Teilgebiete 
aufgeteilt und jedes dieser Teilgebiete einer Handelsvereknigung über 
wiesen hat, in welcher die vorher selbständigen Großhändler zu ein 
heitlichem Handeln unter der Oberleitung des Syndikats verbunden 
sind. Da ist also von kaufmännischer Selbständigkeit nicht im leise 
sten mehr die Rede, während man sich doch der technischen Hilfe 
dieser früher Selbständigen nach wie vor bedient. Und genau so 
wie hier das Syndikat, gleichsam als Verteilungsbehörde der Pro 
duzenten, die Weiterverteklung dem Zufall des Wettbewerbs ent 
rissen hat, so müssen im Kriege die Nahrungsmittel als zu wichtig 
bezeichnet werden, sie diesem Zufall zu überlassen. 
Nicht anders liegt es bei der Preisbestimmung. Da haben wir 
gesehen, daß die Nahrungsmittel als notwendiges Lebensbedürfnis 
bei Freiheit des Marktes im großen und ganzen sich nach dem Be 
dürfnis, nicht nach der Höhe der individuellen Kaufkraft ver 
teilen. Steht aber nur eine begrenzte, hinter dem Gewohnten weit 
zurückbleibende Menge zur Verfügung, so kann es schließlich nicht 
ausbleiben, daß die individuelle Kaufkraft auch für Lebensmittel die 
Menge bestimmt, welche der Einzelne an sich bringt. Jeder will 
dann se weit wie irgend möglich bei dem gewohnten Umfang seines 
Verbrauches verbleiben/ und dem Wohlhabenden wird es gelingen, 
dieses Ziel annähernd ;u erreichen, während die schlechter gestellten 
Volksschichten mit ihrem Gesamteinkommen hinter den preisen zurück 
bleiben, die aus jenem Drängen der wohlhabenden Kreise entstehen.
	        
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