Volltext: Die Preisbildung im Kriege [Heft 1]

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nicht ‘selbst bewirkte-" war ihm ein Mittel dieser Beobachtung, 
Preisbildung war sein eigentlicher Inhalt geworden. 
Produzenten und Preisbildung. Von der Preisbildung 
her konnten wir schon in Friedenszeiten eine starke Gegnerschaft 
gegen den selbständigen Handelsberuf sich entfalten sehen. Nach außen 
ist dies am schärfsten da hervorgetreten, wo die Verselbständigung 
der Preisbildung im Börsenhandel sich durchgesetzt hatte. Produktion 
und Konsumtion stehen in der Tat mit ihren Interessen und mit den 
Objekten, mit denen sie zu tun haben, im Gegensatz zu jenen 
Handelsbestrebungen, die auf Generalisiening der Waren hinaus 
laufen. Der Produzent zieht aus dem Boden oder aus seiner 
Verarbeitung etwas heraus, was ganz bestimmte Gestalt und 
ganz bestimmte Eigenschaften besitzt. Er hat auch mit Produktions 
kosten zu rechnen, die namentlich dann auf ziemlich festgelegter 
Höhe sich zu halten pflegen, wenn in ihrer Gesamtheit der Anteil 
der Boden- und Maschinenkosten, der Anteil des stehenden 
Kapitals also, einen ausschlaggebenden Raum einnimmt. Daist 
es ihm zuwider, wenn die Besonderheit dieser Ware in der 
generalisierten Weltmarktsware verschwindet und im Weltmarkts 
preis auch seine besonderen Produktionskosten nicht zur Würdigung 
gelangen. Andererseits ist der Verbraucher stets darauf arrs, 
seinen ganz bestimmten Bedarf und seinen individuellen Geschmack 
beftkedigt zu sehen. Und bei den preisen will er seine Einkommens 
lage berücksichtigt wissen. Hier finden sich daher Produzenten und 
Konsumenten in der Bekämpfuitg des selbständigen Handels zu 
sammen. Es sei nur an den Kampf erinnert, den unsere deutsche 
Landwirtschaft zusammen mit der Mühlenindustrie gegen die 
Produktenbörse und den Getrekdeterminhandel geftihrt hat und 
der im Reichs-Börsen-Gesetz von 1896 seinen Abdruck gefunden 
hat. Dieselbe Abneigung gegen die preksbildende Börse besteht 
aber bei den Industrie-Produzenten. Man kann von den kauf 
männischen und erst recht den technischen Leitern großer Industrie 
betriebe lekcbt über die Börse Urteile hören, die an Sachkenntnis 
nicht im leisesten von den Auffassungen börsenfetndlicher Agrarier 
abweichen. Und bei der Entstehung unserer straffsten Syndikate, wie 
etwa des Rheinisch-Westfälischen Kohlensyndkkats, der Roheisen- 
verbände usw., spielt der Gegensatz gegen den selbständigen 
f andet eine sehr beträchtliche Rolle. In der Tat ist für 
ohle und Eisen die Börse als preisbildender Faktor vollkommen 
ausgeschaltet worden, während allerdings ftir Getreide die Be 
stimmungen des Börsengesehes sich nicht haben aufrecht erhalten
	        
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