Volltext: Vom Frühjahr 1915 bis zum Kriegsende 1918 (2 ;)

an die Einbruchstelle entsandte. Dort schützten diese Abteilungen die aufgerissene Flanke des 
Bataillons Mjr. Gf. Wallerskirchen. 
Glücklicher vergingen die Stunden im Abschnitt von Warchoig, wo die 1er Kaiserjäger und 
das Bataillon Hptm. Wünsch allen Angriffen trotzten. 
Außerordentlich kritisch blieb die Lage in den Abschnitten des Obftlt. Tschan und des Obst. 
Bonbank, infolge des Einbruches der Russen war die Front in zwei Teile zerrissen. Zwischen 
den herbeigeeilten Kompagnien des Bataillons Hptm. Wünsch, die den rechten Flügel des Ba¬ 
taillons Mjr. Gf. Walterskirchen verlängerten, und dem 3. Regiment halten die Russen einen 
Keil getrieben. Von einer zusammenhängenden Linie konnte keine Rede mehr sein. Die Trümmer 
des II. und des IV. Bataillons der 2er Kaiserjäger sammelten sich am Ostrand von Rowosielec, 
die Reste des II. und des III. Bataillons des 3. Regiments bei Konczgce. Auch die im Süd- 
abschnitte des Obst. Vonbank bei Strüza kämpfenden Truppen— das 1. Bataillon des 3. Regi¬ 
ments und das I. Bataillon des 1. Regiments — waren ins Wanken gekommen und mußten 
dem übermächtigen Anstürme der Russen nachgeben. 
„Die Kompagnie des Oblt. Zreih. v. Kober" — so berichtet Oblt. Blaas — „die von 
Mjr. Rotier den Auftrag erhalten hatte, unbedingt die Stellung bei Stroza zu halten, wurde 
schon um 9 Uhr vormittags von drei Gelten von einem russischen Regiment angegriffen und schlug 
alle Angriffe -blutig ab. Um 2 Uhr nachmittags wurde die genannte Kompagnie neuerdings 
angegriffen. Die Munitionsvorräte wurden immer knapper. Oblt. Freih. v. Kober wollte nun 
feine sehr exponierte Stellung aufgeben, um sich gegen den Wald zurückzuziehen, wurde aber von 
den angreifenden Russen festgehalten. Mit Bajonett und Kolben stürzten sich die tapferen Zäger 
auf den Feind, sie vermochten sich aber nicht mehr durchzuschlagen und erlagen der feindlichen 
Übermacht." 
So kam es am Rachmittag in den Wäldern vor Rowosielec und Konczgce mit den eindrin¬ 
genden Russenmassen noch zu heroischen Kämpfen. Was weiter vorne in den Stellungen am 
Ostrand der Wälder bei Stroza und Borowina vom 3., 2., 4. und vom 1. Regiment gestanden, 
war nicht mehr. Die Angriffswellen der Russen hatten alles überflutet. Hier und da kamen noch 
ein paar zurück, die der Zufall gerettet. Bon ihren Kameraden wußten sie nichts. Wie viele dem 
Feinde lebendig in die Hände gefallen, konnten sie nicht sagen. 
Der Widerstand der Reste des 3. Regiments und der mit ihm kämpfenden Teile des 1., 2. 
und 4. Regiments zog sich bei Rowosielec und Konczgce zusammen. Zwei herbeigeeilte Bataillone 
— das Landsturmbataillon Rr. 89 und das I. Bataillon des Honvodinfanterieregiments Rr. 13 
verstärkten die Kaiserjägerfront; zwei abgesessene Schwadronen des Husarenregiments Rr. IS 
stellten die Verbindung mit der am rechten Flügel der 8. Division eingesetzten 3. Kavalleriebrigade 
notdürftig her. 
Als dieser gewaltige Russensturm am Vormittag losgebrochen war, da weilte der Divisionär, 
FML. v. Fabini, gerade bei Obst. Bcmbank und war Augenzeuge der überaus kritischen Lage in 
diesem Frontteile. Die Verluste des 3. Regiments durch die Artilleriebeschießung schienen sehr 
groß zu sein und waren noch nicht zu übersehen. Da erreichte den FML. v. Fabini die telephonische 
Nachricht seines Stabschefs, es sei die Front des 2. Regiments durchbrochen und Wischen diesem 
Regiment und dem 3. eine große Lücke entstanden. FML. v. Fabini ermächtigte noch den 
Obst. Bonbank, bei weiterem Rachdrängen der Russen Schritt für Schritt in der Richtung auf 
Konczgce auszuweichen und vor allem für eine verläßliche Verbindung mit den Nachbarn Sorge 
zu tragen. Der Divisionär ritt hierauf — es war gerade Mittag — zu dem Standort seines Stabes 
unweit des Zägerhauses Pogon zurück. Unterwegs trieb er die eben aus Konczgce vormar¬ 
schierenden Landstllrmer und Honvods zur Eile an. Tr berichtete dem Korpskommandanten Uber 
seine düsteren Eindrücke an der Front, worauf ihn FML. Roth anwies, ihn um 1 Uhr nach¬ 
mittags beim Wirtshaus Babka an der Straße nach Zata zu erwarten. Dort schilderte FML. 
v, Fabini die bedrohliche Lage und beantragte, die 8. Division abends in die Zezowe-Stellung 
zurückzunehmen. FML. Roth stimmte zu. Die notwendigen Befehle waren bald ausgegeben. Die 
Stellungen waren bei Einbruch der Dämmerung, vom linken Flügel beginnend, in der Reihen- 
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