Volltext: Vom Frühjahr 1915 bis zum Kriegsende 1918 (2 ;)

Oblt. öannini requirierte ein nach Trient zurückfahrendes Verpflegsanto, das mit Schutz¬ 
schilden und Landsäcken und entsprechend bewaffnet zum „Straßenpanzerwagen" umgestaltet 
wurde. Das Bataillon richtet sich zum nachhaltigsten Widerstand ein, — konnte aber die andere 
Salfeite westlich des Ttschflusses nur durch flankierendes Zeuer sperren. 
Um 2 Uhr 55 nachmittags brachten der Hptm. des Artilleriestabes v. Karabetz und der dem 
Generalstabe ungeteilte Hptm. Aovofad des XIV. Ldelweißkorps-Kommandos den aufregenden 
Befehl, daß sofort der Waffenstillstand in Kraft trete, dies allgemein zu verlautbaren fei und 
dementsprechend auch alle Bewegungen einzustellen wären. 
Die beide» Hauptleute fuhren weiter nach Talliauo, um auch die vordersten italienifchen Ab¬ 
teilungen von diesem WaffenstillstandLabschluß in Kenntnis zu setzen. Diese Berlautbarung wirkte 
wie eine „Entspannung", ja löste sogar so etwas wie freudige Stimmung aus. Allen zurück- 
flutenden Truppen und Trains wurde diese frohe Botschaft zugerufen. Die Sturmkompagnie 
Kaiferjäger 4 wurde zur Straßensperre zurückbefohlen. 
Sufolge der ereignis- und arbeitsreichen letzten Stunden nnd Tage machte sich, als erstes 
Anzeichen der Entspannung, ein großes Schlafbedürfnis allgemein fühlbar. 
Aus zurückmarfchierenden Abteilungen gelang es Hptm. Teuber alle Kaiferjäger, Kaiser- 
schützen und sonst brauchbar erscheinende Mannschaft herauszusuchen. Aus ihnen wurde eine 
4. Sturmkompagnie formiert. 
Den flüchtenden, meist slawischen Soldaten, wurden Stutzen, Pistolen, Patrontaschen mit 
Munition und sonstiges brauchbares Kriegsmaterial abgenommen und die neu aufgestellte Kom¬ 
pagnie ausgerüstet. Hptm. Teuber traute dem Waffenstillstand nicht und ließ weiter strenge 
Stellungsbereitschaft — bei Ausscheidung von Beobachtungspatrouillen — in der Straßen¬ 
sperre nnd auf den anschließenden Hängen halten. 
Sn Ealliano waren mittlerweile italienische Abteilungen eingetroffen, die bis zur Drahtseil¬ 
bahnstation nordwärts patrouillierten, — im allgemeinen aber unschlüssig herummarschierten. 
Das Sturmbataillon holte sich noch zwei auf der Straße nächst Besenello stehengebliebene 
Zeldkanonen mit Munition in feine Stellung als wertvolle Verstärkung. 
Um 5 Uhr 15 Minuten nachmittags schickte Hptm. Teuber trotz des Waffenstillstands- 
befehles Oblt. Mathis und 6t. Gröbner mit einem Sturmtrupp und dem technischen Zäger- 
Sturmzug als „Nachrichtendetachement gegen Ealliano, um die erreichte vorderste italienische 
Truppenlinie, deren beiläufige Stärke und sonst Wissenswertes festzustellen. 
Oblt. Mathis konstatierte bei der Drahtfeilbahnstation „Lagerfeuer" und sah auch italieni¬ 
sche Soldaten herumlaufen. Er ließ sich zum „Höchstkommandierenden", dem Kommandanten 
des italienischen Sturmbataillons XXIX, führen und verhandelte wegen Bewachung der Ver- 
pflegsmagazine in Ealliano zum Schutz gegen Plünderung und kehrte in den Morgenstunden 
mit dem Detachement wieder zurück. 
Trotz „Waffenstillstand" wurde an dem Ausbau der Kampfstellung weiter gearbeitet, 
außerdem zerstörte der technische Sturmzug den Oberbau der Bahnstrecke bei Rio Secco. Der 
erste und einzige Eifenbahnzug aus Ealliano entgleiste auch prompt an dieser Stelle! Nachts kam 
noch der Trainunteroffizier Zgsf. Kertesz mit der Meldung, daß der vereinigte Bataillons- 
Train mit allen Reitpferden nördlich Mattavello parkiere. 
Etwa 10 Uhr vormittags kam ein Zug des 14. Eavalleggieri-Regiments als „Spitze" der 
„Vorhut" unter Kommando eines Tenente, mit gezogenem Säbel, friedlich in Marschkolonne 
angeritten. Die Kaiserjäger hielten sie 100 Schritte vor den Spanischen Reitern der Straßensperre 
au und fragten nach ihrer Absicht. Nach ihrer Antwort, daß sie Marschdirektion Trient hätten, be¬ 
gab sich Hptm. Teuber mit dem Kommandanten der Spitzenreiter zum Regimentskommandanten, 
Eolonello Nobile von Daröiti, und erklärte ihm, daß Waffenstillstand fei, er aber keinen Be¬ 
fehl hätte, italienische Truppen passieren zu lassen. Es wurde vereinbart, daß Hptm. Teuber 
eine Radfahrer-Ordonnanz mit der Anfrage zum Kommando des XIV. Edelweißkorps zurück- 
schicke, was zu tun fei, da ein italienisches Kavallerieregiment als Vorhut des V. italienischen 
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