Volltext: Vom Frühjahr 1915 bis zum Kriegsende 1918 (2 ;)

Gegner den Rückzugsweg zu verlegen und noch vor Eintreffen der Snfanteriewelle, fo viel als 
möglich Raum in die Tiefe zu gewinnen. 
Wir hatten kaum eine kleine Kuppe erreicht, als wir unvermutet in der Mulde vor uns ein 
feuerndes Gefchiitz erblickten, das wir allfogleich auch stürmten und nach kurzer Gegenwehr der 
verdutzten Bedienung erbeuteten. Als wir nun im weiteren Vordringen zu einem steileren Hügel 
gelangten, der der Artillerie-Rückhaltsstellung vorgelagert war, wurden wir bereits vom Feinde 
bemerkt und unter Gewehr- und Artilleriefeuer genommen. 
Sn einer Entfernung von ungefähr 300 Schritten konnten wir deutlich feststellen, daß der Feind 
in einer Stärke von 100 bis 150 Mann — aus feinem fortwährenden Hin und Her zu schließen — 
für eine feiner Stärke entsprechenden zweckmäßigen Verteidigung noch nicht geordnet war. Rur 
das eine der beiden Geschütze schien von dem allgemeinen Durcheinander noch nicht ergriffen zu 
sein, sondern UberschUtlete uns mit seinem wohlgezielten Kartätsrhenfeuer. Rach diesem Eindruck 
war ich entschlossen, die beim Gegner herrschende Unordnung sogleich auszunützen und ihn kurzer¬ 
hand zu Uberrennen, bevor er noch seine wirksamen Abwehrmaßnahmen getroffen hatte, die infolge 
seiner Überlegenheit, der uns nachfolgenden Snfanteriewelle wohl empfindliche Verluste bereitet 
hätten. 
Rasch wurde das Handmaschinengewehr in Feuerstellung gebracht und eröffnete augenblicklich 
sein vernichtendes Feuer auf die feindliche Linie. Sm Schutze desselben erstürmten Fgsf. Mager, 
Fg. Kaindelsdorfer und ich, unterstützt durch unseren Flammenwerfer-Stoßtrupp, unter kräftigstem 
„Hurra", das den Gegner über unsere geringe Stärke täuschen sollte, die feindliche Sattelstellung, 
auch tatkräftigst unterstützt durch die inzwischen vorgestürmte Kaiserschützen-Snfanleriewelle. 
Rach kurzer Gegenwehr war auch diese Stellung in unserem Besitz und mehrere Offiziere und 
etwa 150 Mann gefangen und zwei Geschütze erbeutet worden. 
Der letzte Widerstand des Feindes war hier somit gebrochen und die Snfanteriewelle setzte nun 
ihrerseits das Vorgehen zur endgültigen Abschnürung des Massivs fort. 
Von der letztgewonnenen Kuppe aus überblickten wir einen Teil der Brenta-Straße — in 
1000 m Tiefe —, auf der wir eine lange Kolonne zurückflutender Italiener in der Richtung Fozza— 
Valstagna gewahrten und in die Fgsf. Michael Poßmofer mit feinem Handmaschinengewehr bis 
zur letzten Patrone hineinfeuerte. 
Unsere letzte Kampfphase, die uns so bedeutende Erfolge gebracht, hatte trotz ihrer rafchen 
Durchführung von meiner braven Stoßtrupps erhebliche Opfer gefordert, die mir ganz besonders 
nahe gingen. Der tapfere litjg. Ferdinand Poßmofer fiel bei der Eröffnung des Feuers auf die 
Geschützstellung in unmittelbarer Nähe seines Bruders, Fgsf. Michael Poßmofer, der Komman¬ 
dant des Flammenwerferstoßtrupps, Feldwebel Pokorng, wurde zu Beginn des Sturmes durch eine 
Kartätsche schwer verletzt, mein braver und schneidiger Fgsf. Georg Magers mit dem mich zahl¬ 
reiche, gemeinsam durchgeführte Sturmunternehmungen verbanden, wurde beim Erstürmen der 
Geschütze, nur wenige Schritte vor denselben, schwer verwundet und erlag etliche Wochen darauf 
feinen Verletzungen. 
Fu unserer Rechten, wo noch die beiden übrigen Sturmpatrouillen meines Fuges unter der 
tüchtigen und wackeren Führung der Fgsf. Streit und Tscholl und des UtZg. Hauke, und an¬ 
schließend daran die anderen Sturmzüge der Kaiferjäger-Sturmkompagnie unter Lt. Salcher und 
Hauschild eingesetzt waren, führte auch dort der Einbruch der schneidigen Stoßtrupps zum vollen 
Erfolg, obwohl sie zum Teil auf außerordentlichen Widerstand gestoßen waren. Hiebei fand u. a. 
Fgsf. Rummler (4. Regiment) den Heldentod, während die beiden Sturmoffiziere schwer ver¬ 
wundet wurden. Die beiden Fgsf. Mager und Rummler erhielten die Goldene Tapferkeitsmedaillö. 
Die Stellungen, die die Sturmkompagnie erstürmte, wurden vom 43. Bersaglieribataillon ver¬ 
teidigt, mein Durchbruch erfolgte bei dessen 8. Kompagnie, die einen GefechtLstand von 100 Mann 
hatte (4 Füge n 40 Mann) zuzüglich 36 Mann des Maschinengewehrzuges mit 4 Mitrailleufen. 
Die zahlreichen energischen Befehle des rührigen Kommandanten des Bersaglieriebataillons, 
Mjr. Penaglia, lassen einwandfrei erkennen, daß den Bersaglieri unser Angriff auf ihre Stellung 
schon tags vorher genauest bekannt war, denn noch am Vorabende unseres Angriffes gab der 
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