Volltext: Vom Frühjahr 1915 bis zum Kriegsende 1918 (2 ;)

Um 3 Uhr 30 nachmittags stand das 3. Regiment abseits her Straße bereit, sich in die Marsch¬ 
kolonne einzureihen. Um 4 Uhr nachmittags trat die Kaiserjägerdivision die Bewegung an. Aber 
schon kurze .Zeit nach dem Passieren von San Sebastiano stockte der Marsch, weil die Italiener 
den auf der Marschlime liegenden Ort Tarbonare besetzt hatten und unter der Begründung, daß 
sie vom Beginne eines Waffenstillstandes nichts wüßten, die Kolonne nicht durchließen. Der Divi¬ 
sionär, TM. Fürst Felix zu Schwarzenberg, versuchte zu unterhandeln und begab sich mit dem stell¬ 
vertretenden Generalstabschef Gstbtzptm. v. Matt nach fruchtlosen mündlichen Berhandlungen mit 
Kraftwagen zum 11. Armeekommando nach Trient, um den Durchmarsch seiner Division ;ü er¬ 
wirken. Auch der Snterimsbrigadier, Obst. v. Gschließer, versuchte den Srrtum auftuklären, doch 
war alles umsonst. Divisionär und Brigadier kehrten nicht mehr zurück, sie wurden, wie sich später 
herausstellte, gefangengenommen. 
inzwischen warteten die Truppen der Division in Unkenntnis Uber das Schicksal ihrer Führer 
im Vertrauen auf die beiderseitige Linstellung der Feindseligkeiten und auf die Annahme der 
Waffenstillstandsbedingungen das Resultat der Verhandlungen in Trient ab und versäumten kost¬ 
bare Stunden. Ls wäre leicht gewesen, den Durchmarsch mit Gewalt zu erzwingen. 
Lojta di Borcola, AI lieg na, Sommo alto Scrrada, Ziladona. (Aus dem Besitze des GA. v. iZokob.) 
An Ort und Stelle, wo eben die Marschkolonne stand, wurde die Nacht im Straßengraben 
schlafend oder bei Lagerfeuer wachend zugebracht. Um Mitternacht passierte eine starke italienische 
infanterieableilung, sich durch die Kolonne durchwindend, die Straße in der Richtung Tarbonare. 
Sie wurde im Vertrauen auf die Linstellung der Feindseligkeiten daran nicht gehindert. Als aber 
der Morgen anbrach, sah man die Höhen ringsum von italienischen Truppen mit Artillerie und 
Maschinengewehren in Gefechts- oder Ruhestellung besetzt. Die Kaiserjägerdivision war während 
der Nacht umstellt worden. Trotzdem glaubte man noch immer an einen guten Ausgang der Ver¬ 
handlungen in Trient und wartete auf den Befehl ?um Weitermarsch. Aber auch die Frühstunden 
brachten hierüber keine Gewißheit. Lin italienischer General, der um 8 Uhr vormittags im Auto 
aus Tarbonare gegen San Sebastiano fuhr, gab bekannt, daß ab 3 Uhr früh der Waffenstillstand 
begonnen habe, betonte aber gleichzeitig, daß alles, was sich dermalen hinter den italienischen Trup¬ 
pen befinde, in Gefangenschaft sei. Run jagte eine Nachricht die andere. Um 10 Uhr vormittags 
ging die Kunde, daß freier Abzug mit Waffen gewährt sei. Um 11 Uhr vormittags wurde der 
Regimentskommandant mit dem Adjutanten zum 1. Kaiserjägerbrigadekommando berufen und ihm 
dort bekannt gegeben, daß nach einer Lrklärung des italienischen Divisionskommandos der Waffen¬ 
stillstand um 3 Uhr nachmittags beginne, jedoch alles was sich dermalen hinter den Spitzen der 
italienischen Marschkolonnen befinde, gefangen sei. Der Würfel war gefallen, das 3. Regiment 
mit einem Stande von 110 Offizieren und 2120 Mann in Gefangenschaft geraten. 
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