Volltext: Vom Frühjahr 1915 bis zum Kriegsende 1918 (2 ;)

auf Mannesrücken in die Höhenstellungen hinaufgeschleppl werden, weil die Seilbahnen durch die 
immer häufigeren Beschießungen zerstört und Tragtiere nur noch in beschränktem Mähe vorhan¬ 
den waren." 
Die ausgesprochene Mißernte des Jahres 1917 machte die Lage noch schwieriger. Dazu kamen 
der Mangel an Brennmaterial und Streiks in den Munitionsfabriken. Die Preistreiberei und der 
Kettenhandel blühte. Srn Juni 1918 wurde die ohnehin kärgliche Brotguote auf die Hälfte 
reduziert. 
Oblt. Blaas schildert die an Leiden übervollen Stellungskämpfe des 1. Regiments im Pasu- 
biogebiete: 
„Auch bei uus im Schützengraben begann sich die Lebensmittelnot, der Mangel an Monturen 
und Ausrüstungsgegenständen in steigendem Matze fühlbar zu machen. Die Zleischportion wurde 
immer kleiner, das Brot oft völlig ungenießbar. Dennoch verrichtete der Jäger willig seinen 
Dienst, aus innerer Überzeugung seiner Pflicht. Das stählerne Band der Kameradschaft ließ neben 
anderen Schrecken des Krieges auch das ewig nagende Hungergefühl überdauern. Manchmal 
griffen die Jäger allerdings zur Selbsthilfe." 
Am 27. Juni wurde Hptm. v. Riccabona zum Regimentsadjutanten ernannt und am 11. Juli 
Obstlt. Taffillo Tordier v. Löwenhaupt des 2. Regiments an Stelle des erkrankten Obst. Maxi¬ 
milian Barth v. Barthenau mit dem Kommando des 1. Regiinents betraut. 
Die häufigen Zeuerüberfälle des Feindes zeitigten immer wieder Verluste: so fielen am 13. Juli 
durch einen Granatvolltreffer im sogenannten Skilager drei Offiziere, Lt. ProOffz. Josef Dittrich, 
Oblt. Hugo Ritter v. Asten und Lt. Moser. Am 20. Juli fand Fhnr. Anton Hundegger in der 
Stellung am Roite den Heldentod. Im Juli zog eine starke Grippeepidemie durch das Pasubio- 
gebiet, die mit hohem Fieber einen großen Teil der Besatzung außer Dienst setzte. Doch ver¬ 
schwand die Krankheit nach kurzer Jeit so rasch, wie sie gekommen war. 
Anfangs August wurde das I. Bataillon, Hptm. Wilhelm Samen, in seiner Stellung auf dem 
Roite-Ost durch das III. Bataillon, Hptm. Albert Schiestl, abgelöst. Das I. Bataillon kam ins 
Brigadelager hinter den Tol Santo und anfangs September in Stellung auf dem Borcolapaß. 
In gleichmäßiger Tintönigkeit schleppten sich die Tage dahin, der Sommer ging zur Neige 
und es begann der unselige Herbst des Jahres 1918. Der Monte Testo war mittlerweile stütz- 
punktartig gegen die Jocchi-Mulde ausgebaut worden, und zwar so, daß man von feindlicher 
Seite die versteckte Anlage der Stützpunkte und Kavernen nicht bemerken konnte. Tatsächlich hat 
der Feind, der mit Artilleriemunition wahrlich nicht sparte und täglich mit Heftigkeit schoß, diese 
Stützpunkte nie mit einer Beschießung bedacht. Dafür gab es bald da, bald dort einen Bolltref- 
fer in die Postenstände und noch verlustreichere in die Behausungen der Berteidiger." 
Oblt. Josef Tbenberger schildert einen Tag bei der 6. Kompagnie des 1. Regiments am Roite: 
„Rach einer unruhigen Nacht — im Nachbarabschnitt auf der Togni Jugna ist zweimal 
angegriffen worden — kommt ein strahlend schöner Morgen. Wenn die Sonne all' die hundert 
Alpengipfel grüßt, ist es auf dem Roite unbeschreiblich schön; doch ein Blick in die nähere Um¬ 
gebung versetzt einen sofort in die harte Wirklichkeit zurück. 
Da kommt schon die Fassungsmannschaft mit der Verpflegung von der Bergstation der Seil¬ 
bahn. Heute gibts leider schon wieder Konserven-Verpflegung, für zwei Mann eine Fleischkon¬ 
serve. Wo sind die schönen Jeiten des 15er Jahres, wo es manchesmal sogar Tidamerkäse und 
Wurstwaren gab? 
Beim Morgenrundgang durch die Stellung bemerkte ich, daß das bei der gestrigen Beschießung 
beschädigte Drahtverhau bereits wieder ausgebessert und intakt ist. Am rechten Flügel der 
Kompagnie, am Fuße des „Fischer-Hügels" sind Leute beim Bau eines Trommelfeuer-Posten- 
standes beschäftigt. Derselbe ist zwei Meter unter dem Felsboden eingesprengt, der Tinschluf wird 
mit einbetonierten Tisentraversen gesichert. Diese Arbeiten leistet die Mannschaft gern, denn sie 
hat es erfahren, was „Postenbrennen" im Trommelfeuer bedeutet. Der „Fischer-Hügel" ist mit 
einem 800 Meter langen Gang untertunnelliert, damit, wenn notwendig, die Reserven rasch und 
316
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.