Volltext: Vom Frühjahr 1915 bis zum Kriegsende 1918 (2 ;)

Gegenangriffe der Italiener und Ablöfung des 1. und 2. Regiments 
(23. bis 30. November 1917) 
Am 23. November, am frühen Morgen, griffen die Italiener, die fich in der Dunkelheit neuer¬ 
dings herangearbeitet hatten, die Kaiserjäger in den erstürmten Grabenstücken auf der Lasera 
Meletta di Gallio aufs neue an. Ls kam zu einem äußerst hitzigen Gefechte, italienische Offi¬ 
ziere ermunterten ihre Leute ?u neuen Vorstößen, gingen selbst mit gutem Beispiel voran. Aber 
heldenmütig wehrten sich die Kaiserjäger. Ls gelang dem Feind an keiner Steile einzudringen. 
Hierbei zeichnete sich der Utjg. Lang des 1. Regiments besonders aus, indem er mit einem Maschi¬ 
nengewehr unentwegt in die schon recht nahe herangekommenen Alpin! feuerte, obwohl er durch 
einen Armschuß verletzt war. Auch die 19. und die 20. Kompagnie des 2. Regiments schlugen 
sich besonders tapfer. Der Zeind erlitt große Verluste; in Mulden und Lappen lagen die Loten 
zu Haufen und die ganze Umgebung war mit Munition, Handgranaten, Gewehren und wegge¬ 
worfenen Ausrüslungsgegenständen Ubersät. 
Lt. Sappl des 1. Regiments schlich sich mit Einj.-Zreiw. Utjg. Springeth mehrmals in einem 
der Verbindungsgräben vor und warf Handgranaten in die entsetzte italienische Grabenwache. 
Ls gelang ihm dabei, einem feindlichen Maschinengewehrposten, welcher den Verbindungsgraben 
abfperrte, überraschend die Pistole vor die Brust zu setzen und ihn samt dem Maschinengewehr, 
zur freudigen Überraschung aller, zurückzuführen. Nicht genug an dem, holte er mit Zhnr. Karl 
Widmann noch das stehengebliebene Lchutzschild und einige Munitionskisten. 
Am Nachmittag setzte starkes Zeuer der italienischen Artillerie aus der Richtung des Mt. 
Lcher ein. Die italienische Lnfanterie wiederholte ihre Gegenstöße. Ls mehrten sich die vor der 
Stellung liegenden Loten, aber eindringen konnte niemand. Bei der Abwehr dieser Angriffe 
zeichnete sich unter anderen Zhnr. Dr. Kurt v. Hradetzkg (1. Regiment) durch besondere Kalt¬ 
blütigkeit aus. Ln die Stellung geflogene Lierhandgranaten des Feindes warf er rasch, aber 
seelenruhig zurück. Wohlgezielte schwere Granaten unserer Artillerie, die knapp vor der eigenen 
Linie in die italienischen Stürmer einschlugen, erleichterten die Abwehr. 
Fgsfr. Ferdinand Hlawnitzka des 1. Regiments wurde mit einem Halbzug als linke Flanken¬ 
sicherung entsendet und führte seine Aufgabe mit besonderer Schneid und Umsicht durch. 3m 
schweren feindlichen Zeuer verstand er es, feine Leute zum Ausharren in der wichtigen Position 
anzuspornen. 
Die gelungene Abwehr aller Gegenangriffe, der reichliche Nachschub an Proviant hoben 
die durch die schweren Verluste gedrückte Stimmung wieder. Dicht lagen stellenweise die Toten 
am Rande der Gräben, die man noch in der Nacht für den Verkehr freigemacht hatte. Bei der 
Nähe der beiderseitigen Stellungen hatte es im Zeuergefecht bei der Grabenbesatzung viel Kopf¬ 
schüsse gegeben. Die Kompagnien des I. und II. Bataillons des 1. Regiments zählten nur mehr je 
40 bis 50 Mann, so groß war die Linbuße an Loten, Verwundeten, Lrfrierungsfällen und anderen 
Erkrankungen, infolge der nassen Freilager und der mangelhaften Ernährung. 
Auch das 2. Regiment (III., IV., V. Bataillon) hatte in den Kämpfen um den Monte Zomo 
und um die Eafera Meletta di Gallio fast 30 vom Hundert feines Bestandes verloren. Lt. Dr. Ri¬ 
chard Hüter und Rudolf Schloßbauer waren gefallen. 
Das III. Korps und die Gruppe ZML. Kletter halten den hartnäckigen Widerstand der 3ta- 
liener im Gebiete des Melettastockes nicht zu brechen vermocht. Der bei der 11. Armee ver¬ 
weilende Kaiser Karl ordnete auf der Heimfahrt am 23. November abends die vorläufige Ein¬ 
stellung des Unternehmens auf der Hochfläche von Afiago an. Die hier im winterlichen Gebirge 
schon seit zwei Wochen hart kämpfenden Truppen waren arg hergenommen und bedurften drin¬ 
gend einer Erholung. Während Ende November alle Vorbereitungen getroffen wurden, um 
den Angriff auf den Melettastock erneuern zu können, wurden gleichzeitig bis anfangs Dezember 
Truppenumstellungen vorgenommen. 
Roch am 23. November abends erfolgte die Ablösung des 1. Regiments durch das Schützen- 
regiment Rr. 6. Obgleich die Hänge des Val di Eampo Mulo vom heftigen Feuer bestrichen 
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