Volltext: Vom Frühjahr 1915 bis zum Kriegsende 1918 (2 ;)

Während der Nacht zum 18. November griffen die Italiener die 4. Kompagnie an, wurden 
aber von der Grabenbesatzung mit Unterstützung des Sturmzuges Lt. Zaconcig und Margreiter 
abgewiesen, wobei ein paar Dutzend Italiener gefangen wurden. Die Steigerung des feindlichen 
Feuers forderte während des Tages immer wieder Verluste. Ständig vom Feinde bedroht, ohne 
genügende Deckung, ohne Menage, litten die ZLger große Not. Endlich um 3 Uhr nachmittags 
kam nach 24 Stunden der erste Verpflegsnachfchub: verfottenes kaltes Fleisch in halbgefrorener 
Suppe. Zahlreiche Abgänge an Verwundeten und Erkrankten verminderten die Zahl der Kämp¬ 
fer. Auch Hptm. Freih. v. Minarelli und Lt. Moser gingen krank ab. 
Abends wurden die restlichen Kompagnien des I. und II. Bataillons eingefetzt. Die zahlreichen 
Toten konnten noch nicht weggeschafft werden und lagen ?u Haufen beiderseits der granaten- 
durchwühlten Stellungen. 
ly. November. Wieder war eine bitterkalte, unendlich lange Nacht vorbei. Mit Beilpicken ge¬ 
lang es, in mühsamer Arbeit die Schützengräben und Mulden etwas zu vertiefen. Die Arbeit war 
eine Erlösung von der Kälte, aber diese Art zu arbeiten, war höchst unleidlich. Die Nähe des 
Feindes zwang, gebückt zu graben, dabei mühte man sich, so wenig als möglich Lärm zu machen, was 
im hartgefrorenen Boden aber nicht zu vermeiden war. Der Klang der Beilpicken lockte immer 
Monte Meletta. 
wieder feindliche Geschosse an. Während die eine Hälfte der Stellungsbefatzung arbeitete, schlief 
die andere, den Mantel Uber den Kopf gezogen, eng zusammengekauert, in den Erdlöchern. Es war 
zwar mehr ein Dahindämmern als ein Schlafen, denn Kälte und Läufe fetzten einem hart zu. 
Merkwürdig, daß diese Plagegeister gerade in den unangenehmsten Stellungen am meisten zu fin¬ 
den waren. Beim Aufstehen suchte man durch verschiedenartigste „Gelenksübungen" die halb¬ 
erstarrten Glieder wieder zu beleben. 
Gegen Mittag kam etwas Sonne. Aber Aovemberfonne in 1700 m Höhe ist wenig wärmend. 
Nachmittags trafen Offiziere des Armee-Sturmbataillons ein, um sich für den bevorstehenden 
Angriff zu orientieren. Während dessen fiel wieder ein Kurzschuß unserer Artillerie in die Stel¬ 
lung der Z. Kompagnie. 
Am 20. November morgens stürzten zahlreiche Überläufer unter großem Geschrei aus den 
italienischen Schützengräben, italienische Maschinengewehre, aber auch unsere schossen in sie 
hinein, weil ihre Absicht, sich freiwillig gefangen zu geben, nicht recht zu erkennen war. Biele 
blieben auf den verschneiten Almwiesen liegen, % Italiener erreichten unsere Linien. 
Am Nachmittag verließen gegenüber dem II. Bataillon einige hundert Italiener ihre Linien 
und liefen in dichten Scharen den Hang herab. Unsere Artillerie schien einen Angriff zu vermuten 
und legte leider Sperrfeuer vor unsere Stellungen. Unter wildem Geheul, zu dem sich die Srhmer- 
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