Volltext: Vom Frühjahr 1915 bis zum Kriegsende 1918 (2 ;)

dann instinktiv, man hat das Sperrfeuer unterlaufen. Hetzt heißt es Mann gegen Mann! Vor mir 
ein weißes Tuch. Winkende, daneben schießende Italiener. Handgranaten, Geschrei, Geschrei. 
Man weih nicht, aus einmal ist man im Graben. Wie eine Festung erscheint die Stellung. Man 
rennt durch Gräben, hat schwere Mühe die eigenen Leute — man übersieht sie ja nicht mehr — 
aus den Gräben zu bringen, um die Staliener zurückzutreiben, in ihre Unterstände Handgranaten 
zu werfen. Heit, Müdigkeit, Gefahr alles vergißt man. Der Mann denkt nur an Beute und 
Triumph, der Verständige, Kriegserzogene an Erreichung eines Zieles und an den Gegenangriff. 
Eine Episode ist mir unvergeßlich: ich stoße aus einem zwischen dem breiten Felsgraben liegenden 
Oberleutnant der 27er. „Hilfe, Hilfe! Wasser, Wasser!" Sch gebe ihm meine Feldflasche und rufe 
Leute herbei. Der Arme machte am Vortage einen vergeblichen Angriff mit, wurde am Fuße vor 
der Feindstellung verwundet, schleppte sich zu den Italienern, die ihn bei sich einfach liegen ließen. 
Sch vergaß leider den Namen des Offiziers, er weinte vor Aufregung und Freude und sagte immer 
wieder: „Sch werd's nie vergessen, nie vergessen!" 
Als es dunkel war, hatte man auch die „Kleine Longara" erreicht. Die Nacht war kalt und 
klar. Sch verbrachte sie teils mit Ehristanell, dem wackeren Sturmkameraden zusammen, in den 
Gräben, halbwegs die Verbände ordnend. Gespenstisch flatterten unter uns am Hang die zerfetzten 
Plachen eines großen italienischen Sanitätszeltes. Teils lag ich mit Mjr. Huslig zusammen, ge¬ 
krümmt in einer nassen Kaverne, teils mit diesem in einem schlechten Unterstand, den wir aber gar 
bald wegen der „Schweren" verlassen mußten. Die seelische Spannung, die einem für fünf Stun¬ 
den alles vergessen ließ, machte- großer Müdigkeit Platz..." 
Am 15. November sollte die Gruppe FML. Kletter mit Unterstützung der 6. Division das 
Melettamaffiv von Norden nehmen und den Raum bis zur Brenta und zur Zrenzellafchlucht vom 
Feinde säubern. Dieser Tag brachte eine Höhe südlich von Gallio in den Besitz der 21. Schützen¬ 
division. Sm Anschluß an diese Division ging das III. Bataillon, Obstlt. Tefar, des 2. Regiments 
auf dem von dem Mt. Longara nach Süden streichenden Tänzer-Rücken vor. Die Angriffe der 
2er Kaiserjäger gegen die Höhe Mt. Homo östlich von Gallio blieben jedoch ergebnislos. Teile des 
III. Bataillons waren im fortschreitenden Angriff den Hang emporgedrungen, mußten jedoch 
abends wieder zurückgenommen werden. Das 1. Regiment stand am 13. mit dem I. und II. Ba¬ 
taillon als Reserve bei Rebbo, mit dem III. Bataillon hinter den angreisenden 2er Kaiserjägern 
bereit. 
Am 14. November kam der Angriff zwischen dem Mt. Sisemol und dem Mt. Homo nicht weiter 
vorwärts, zumal schlechtes Wetter und N.ebel eine Unterstützung durch die Artillerie nicht zuließsn. 
Die verlustreichen Kämpfe wurden fortgesetzt. Für den 15. November war gegen die italienischen 
Melettastellungen ein umfassender Angriff anbesohlen. Die 6. Division sollte mit der nunmehr von 
Obst. Dr. Oswald v. Eccher befehligten 1. Kaiserjägerbrigade nochmals den Mt. Homo angreisen. 
Die Gruppe Kletter hatte gegen die Nordwest- und Westfront der Melettastellung vorzugehen. 
Die Ungunst des Wetters behinderte am 15. die Bereitstellung der Angriffstruppen. Sie war 
erst um 4 Uhr nachmittags beendet. Die sodann einsetzenden Angriffe führten zu Erfolgen am 
Südflügel der Gruppe Kletter, wo auf dem Westhange des Mt. Meletta und auf der Meletta di 
Gallio italienische Vorstellungen nördlich des Mt. Homo, im Sturme genommen wurden *). Auf 
dieser Höhe selbst behaupteten sich jedoch die Italiener. 
Das IV. und V. Bataillon des 2. Regiments unternahmen in der Nacht zum 16. einen neuen 
Angriff auf den Mt. Homo. Mangels einer vorangehenden Artillerievorbereitung mußte das 
Unternehmen an den mehrreihigen italienischen Stellungen und starken Drahthindernissen scheitern. 
Am 16. November gingen die Kämpfe weiter. Westlich der Meletta mußte der linke Nachbar 
der 1. Kaiserjägerbrigade, die Gruppe Kletter, heftige italienische Gegenangriffe abwehren. Um 
9 Uhr abends erstürmte das V. Bataillon, Mjr. Huslig. des 2. Regimenls nach erbittertem Nah- 
i) Zähnr. Erwin £ömy des 1. Regiments, damals eingeteilt beim Landsturmbataillon 172, hatte sich bei diesen 
Kämpfen durch besonderen Wut und Tapferkeit ausgezeichnet und 200 Gefangene eingebracht. Er wurde am 15. Ro- 
vember schwer verwundet und erhielt die Goldene Eapferkeitsmedaille. 
272
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.