Volltext: Vom Frühjahr 1915 bis zum Kriegsende 1918 (2 ;)

Trotz des sofort einsetzenden Rettungswerkes konnten von der 13. Kompagnie 12, von der 5ki- 
kompagnie 6 Mann nur mehr tot geborgen werden. Von der 13. Kompagnie mutzten 19 Mann, 
welche noch lebend ausgegraben wurden, ins Spital abgegeben werden, 57 Mann waren 
gerettet. 
Der 13. Dezember sollte der Untergang für die meisten der im Roitelager untergebrachten 
3er Kaiserjäger werden. Nicht weniger als vier Lawinen gingen an diesem Tage über das Lager 
hinweg, begruben die 14. Kompagnie, Teile des Bataillonsflabes, der Minenwerferabteilung, der 
Pionierabteilung und Teile der gerade im Anmarsche befindlichen Skikompagnie. Kaum hatte die 
verschont gebliebene Mannschaft in rastloser Arbeit einige Unterkünfte sreigelegt, da sauste wieder 
eine Lawine herab und begrub Unterkünfte und Leute aufs neue. Die von der Lawine aufge- 
türmten Schneemasfen waren meterhoch. Die in den Unterkünften Verschütteten mühten sich ver¬ 
zweifelt, mit Bergstöcken und mit Stangen der zertrümmerten Sanitätstragbahren durch die 
Schornsteine nach oben sich Luft zu machen. Doch war alle Mühe umsonst, da die meterhohe 
Schneedecke nicht mehr durchzustotzen war. Die nicht verschüttete Mannschaft arbeitete mit den 
verbliebenen fünf Schaufeln — alle anderen waren verschüttet — unter Aufgebot aller Kräfte, um 
die Unterkünfte von den riesigen Schneemassen zu befreien. Tine Rettungspartie traf in 4 Meter 
Tiefe auf das Dach einer Küche, in welches zur Rettung der Fnfaffen ein Loch gefchlagen wurde. 
Doch eine sofort mächtig hervorquellende Rauchfäule zeigte an, datz alle Mühe vergebens war. 
Hier hatte zur .Zeit der Verschüttung noch das Küchenfeuer gebrannt, so datz die Köche im Rauche, 
der nicht abziehen konnte, erstickt waren. 
Ts war bereits abends als die Überlebenden der >4. Kompagnie aus dem gefährdeten Lager 
abrücken konnten. 2m Schnee versinkend, gegen den Sturm schwer ankämpfend, vollkommen 
durchnätzt, mit hartgefrorenen Monturen kam die Kompagnie um Mitternacht ganz erfchöpft bei 
einem Stützpunkte an, wo die Schwächsten gelabt und untergebracht wurden. Der Rest der Kom¬ 
pagnie marschierte weiter und traf erst um 1 Uhr nachts auf dem Regimentshilfsplatze ein. Am 
>4. gelangte die 14. Kompagnie nach Bocaldo und von dort nach Rovereto, wo sie bis zum 
4. Männer 1917 Gelegenheit hatte, sich zu erholen. 
Das Lawinenunglllck am 13. Dezember hatte schwere Verluste gebracht. Vom Bataillonsstabe 
hatten 2 Mann, von der 14. Kompagnie 14, von der Pionierabteilung 6, von der Minenwerfer- 
abteilung 3 und schließlich von der Skikompagnie 15 Mann den „weitzen Tod" gefunden. Tin 
Mann des Bataillonsstobes verfiel dem Wahnsinn. . 
Der Gefechtsstand des 3. Regiments war in dieser Zeit infolge des durch die furchtbaren 
Witterungsunbilden verurfachten Krankenabgang stark herabgesetzt. So hatte das I. Bataillon 
am 20. Dezember nurmehr einen Gefechtsjtand von etwa 250 Mann. Die Aufteilung des von 
Hptm. GjuriLiL herangeführten XXV. Marschbataillons brachte eine Besserung. Aach der Auf¬ 
teilung übernahm Hptm. Gjuriöie von Hptm. Morawetz des 2. Regiments, der vom 12. November 
an das Kommando des IV. Bataillons vorübergehend geführt hatte, den Befehl über dieses 
Bataillon. 
Weihnachten waren herangekommen. Rur wenige Glückliche, die Urlaub erhalten konnten, 
verbrachten das Fest bei ihren Lieben. Alle anderen feierten es, so gut es ging, im Gedenken an Haus 
und Heimat, in den Unterkünften an der Front. Die «Italiener störten das Fest nicht, da auch sie 
froh waren, den heiligen Abend ruhig zu verbringen. Auch am Sglvefterabend und Neujahrstag 
herrschte mit Ausnahme eines ze'itweisen, leichten Artilleriefeuers Ruhe. 
Tin kampferfülltes, aber an ruhmvollen Taten reiches Halbjahr war vergangen. 2m Anschlüsse 
an die erfolgreichen Angriffe bei der Maioffensive hatten die letzten Monate den Kaiserjägern 
nicht nur schwere und verlustreiche Stellungskämpfe gebrach^, sondern der grausame Sebirgswinter 
forderte neue furchtbare Leiden, Tntbehrungen und viele harte Todesopfer. 
Die Kaiferjäger halten wiederum dargetan, datz sie nicht nur dem Feinde, sondern auch den 
Raturgewalten tapfer zu trotzen vermochten. 2hre Tapferkeit, ihre Standhaftigkeit hatte der 
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