Maggio—Monte Gufella zu gewinnen, llber Lol Malingo gegen den Borcolapaß war mit einer
Seilenabteilung vorzugehen. «Zwei Bataillone des 4. Regiments sollten der 8. Division folgen.
Wieder herrschte am 17. Mai herrliches Wetter. Zunächst führte FML. v. Verdroß die
180. Fnfanteriebrigade (1. und 2. Regiment) zum Angriff gegen den Grenzrücken Monte Mag-
gio—Monte Gufella vor. Bataillone der Brigade Sesia trafen hier zur Verstärkung der zurück-
gegangenen Teile der italienischen 35. Division ein und fetzten dem angreifenden 2. Regiment
entschlossenen Widerstand entgegen. Lrst nach mehrmals wiederholtem Vernichtungsfeuer konnte
am 17. gegen 4 Uhr nachmittags der Monte Maggio erstürmt werden. Um die anderen Gipfel
des Grenzrückens wurde bis in die Nacht hinein auf beiden Geilen zähe und opfervoll gerungen.
Doch am 18. konnte FML. v. Verdroß melden, daß das «Ziel erreicht fei.
Hptm. Huslig schildert den schwungvollen Angriff des 2. Regiments:
„Mit dem anbrechenden Morgen begann wieder das Vorspiel der Artillerie. Der Feind
hatte den Greuzrückeu Monte Maggio 1857—Monte Gufella 1692 bis zum Lampoluzzo-Tale
stark besetzt. Das III. Bataillon stand mit dem rechten Flügel auf der Milegna, einem schmalen
Höhenrücken ohne Lntwicklungsraum, der senkrecht auf den Monte Maggio führt und in das
Terragnolo-Tal in steilen, von Schneewächten bedeckten Felsklüften abfällt. Der linke Flügel
des III. Bataillons befand sich noch in der Tiefe, unterhalb des Grenzrückens. Angeschlossen
stand das VI. Bataillon, das mehr als 200 Meter unterhalb des Monte Gufella Uber ein steiles
Schneefeld vorrücken mußte.
Um 10 Uhr vormittags gruppierte sich das III. Bataillon in einem kleinen Föhrenhol; am
Fuße des Monte Maggio zum Angriff. Die flankierenden Batterien des Monte Toraro hatten
dies erspäht und sandten unausgesetzt ihre Schrapnelle und schweren 28 em-Bomben herüber.
Auch die italienischen Batterien am Lol Santo in der rechten Flanke und die 28 om-Mörser
am Borcola-Paß blieben nicht müßig. Die Besatzung des Monte Maggio kämpfte verzweifelt
und unterhielt ein heftiges Abwehrfeuer. Um 3 Uhr 30 nachmittags verlegten unsere Artilleristen
das Feuer auf den linken Teil des Grenzrückens. Todesmutig stürmte jetzt ein Kaiferjägerschwarm
nach dem anderen, einzeln abgefallen, auf dem schmalen Grenzrücken zum Gipfel des Monte
Maggio empor. Die italienischen Artilleristen achteten nicht dessen, daß sie auch ihre eigene
Snfanlerie gefährdeten und deckten die Stellungen auf dem schmalen Rücken mit ihrem Feuer zu.
Um 4 Uhr nachmittags erreichten die ersten Sturmtrupps des III. Bataillons den Gipfel des
Monte Maggio. Der Feind wehrte sich noch immer hartnäckig. Mit Kolben und Handgranaten
überwältigten die «Zäger den tapferen Verteidiger. Aber unablässig strömten Reserven der
Italiener herbei. Rach blutigem Nahkampfe war der Monte Maggio und feine nächste Umgebung
um 7 Uhr abends im Besitze des 2. Regiments. Die Gruppe im Terragnolotal hatte mit ihrem
Infanterie- und Maschinengewehrfeuer das Vorgehen der Stürmer unterstützt.
Doch die Lage des Siegers auf dem Gipfel des Monte Maggio war höchst unbehaglich. Ab¬
gesehen von dem Artilleriefeuer, wurde das III. Bataillon in beiden Flanken durch den Feind
bedroht. Lin Teil des Grenzhöhenrückens war noch im Besitze der Italiener. Der Feind war
nicht gesonnen, ihn freiwillig zu räumen. 6m Gegenteil, er unternahm von Süden her Gegen¬
stoß auf Gegenstoß mit tapferen Alpinitruppen, um das Verlorene zurückzugewinnen. Dem
III. Bataillon wurden Verstärkungen (Teile des 4. Regiments) zugefchoben und bevor noch die
Nacht hereinbrach, schufen sich die bedrängten Kaiserjäger durch die Lroberung wichtiger
Gipfel Luft.
Um das III. Bataillon in feiner linken Flanke zu entlasten, fetzte Obftlt. Tschan das VI. Ba¬
taillon zum Angriff auf die Gufella an. Leider konnte diese Bastion nur frontal angegangen
werden. Weit Uber 100 Meter mußten sich die Kaiserjäger auf einem steilen Schneefelde mitten
im heftigen Abwehrfeuer der Ftaliener emporarbeiten. Allein den tapferen Zägern vom 2. Regi¬
ment war nichts unmöglich. Rach einem erbitterten, zweistündigen Nahkampfe, wobei jeder
Felsblock vom Feinde gesäubert, jeder Busch mit Handgranaten genommen werden mußte, war
um Mitternacht zum 18. Mai auch der Grenzrücken nächst dem Mt. Gufella im Besitze des
2. Regiments.
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