Volltext: Vom Frühjahr 1915 bis zum Kriegsende 1918 (2 ;)

die ganzen Nachschubswege des Feindes über den Gletscher unter Zeuer halten konnten, überhaupt 
waren die 2taliener dadurch, daß ihr Vormarsch jetzt durch Verstärkungen plötzlich aufgehalten 
wurde, in eine recht ungünstige Lage geraten. Sie mutzten mitten in unendlicher Eiswüste halt 
machen und hatten einen langen Gletscher hinter sich, Uber den jeder Nachschub äutzerst beschwerlich 
war, während unsere nächste Etappe beim Rifugio Eare-Alto in geringer Entfernung lag und 
vom Gletscher auf uneingesehenen Wegen bequem erreicht werden konnte. 2m übrigen lagen die 
beiden Stellungen durchschnittlich drei Kilometer auseinander und breite Gletscherspalten im Vor¬ 
terrain ersetzten fast überall vorteilhaft die Drahthindernisse. Von einer eigentlichen Kampf- 
tätigkeit konnte also gar nicht gesprochen werden, abgesehen davon, datz schon gleich nach unserer 
Ankunft heftige SchneestUrme einsetzten, die alles in ihr weitzes Leichentuch einhüllten und fast 
bis zum Schlutz unserer dortigen Eätigkeit anhielten. Da wurden der Schnee und die Kälte und die 
unregelmätzige Nahrung die viel gefährlicheren Feinde, gegen die wir ununterbrochen mit dem 
Aufgebot aller unserer Energie ankämpfen mutzten. Unsere Behausungen bestanden in Schnee¬ 
löchern, die wir tief in Schnee und Eis eintrieben, um einigermatzen gegen Kälte geschützt zu sein. 
Aber diese polaren Unterstände, in denen wir nach kurzer Zeit im Wasser schwammen, wurden 
bei Schneesturm verweht, so datz ständig Leute nur zum Ausschaufeln der Eingänge verwendet 
Kleiner Ro^olo, 19)6. (Aus dem Besitze des Obst. Zrh. v. Handel-Ma^elti.) 
werden mutzten. Die Posten wurden auf Rufweite voneinander ausgestellt, aber auch hier mutzte 
man Sorge tragen, datz sie nicht vom Schnee verschlungen wurden, denn oft steckten sie schon nach 
einer halben Stunde bis zum Halse darin. Bei Schneewehen war es absolut unmöglich, das Essen 
in den Kochkisten nach vorn zu bringen und so hietz es denn in Geduld ausharren, bis ein vorüber¬ 
gehendes Aufhellen, oft erst am nächsten Tage, den Trägern erlaubte, die ersehnte warme Kost 
hinauszutragen. Die Dgsenterie griff rafch um sich, Erfrierungen jeden Grades waren an der 
Tagesordnung und viele Leute mutzten wegen Schneeblindheit zurückgeschickt werden. So schmolz 
zen auch wir bald zu einem kleinen Häuflein zusammen und hatten durch feindliche Einwirkung 
doch nur einen Mann, und zwar auf Mt. Eavento verloren, dem wir dort oben fein Grab berei¬ 
teten, wohl eines der höchstgelegenen in diesem Kriege. Bald reichten die Stände nicht mehr aus, 
um den Dienst zu versehen und wir wurden abgelöst. Statt nur vier Tage waren wir fast drei 
Wochen im Gletschereis in Stellung gewesen. 
2m Tal hatte der Mai sein schönstes Kleid angezogen, als wir, geblendet von seiner Pracht 
aus starrer winterlicher Gebirgswelt wieder zu wohnlicheren Stätten Hinabstiegen. Bald führte 
uns der Zug wieder ins Pustertal und somit in die Dolomiten zurück, wo man uns anscheinend 
wieder dringend verlangte, denn auch jetzt mutzte die versprochene Retablierung, die doch bitter 
nötig gewesen wäre, noch bevor wir sie überhaupt angetreten halten, auf später, wie wir meinten 
ad Valencias graecas, verschoben werden." 
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