Volltext: Vom Frühjahr 1915 bis zum Kriegsende 1918 (2 ;)

Obst. Cereber berichtet über die weiteren Geschehnisse: „Als die Spitze des Regiments um 
] I Uhr 30 nachts etwa 1500 Schritte nordwestlich von Doberdo angelangt war, ging Artilleriefeuer 
nieder, das nach kurzer Pause das Regiment auch während der Annahme der Gefechtsgruppierung 
erfaßte. Dieses Feuer sowie auch das überaus schwierige Gelände verzögerten schon einigermaßen 
die Gruppierung. Trotz des andauernden Artilleriefeuers erreichte das Regiment um 2 Uhr nachts 
die Kampfstellungen der Landesschützen, woraus der Angriff durchgeführt wurde. 
Unter Ginsatz der Bataillonsreserven und eines Geiles der Regimentsreserve wurde etwa um 
3 Uhr früh zum Sturme geschritten und die an einem Steinwall gelegene italienische Stellung 
genommen. Der Feind hatte jedoch Reserven zum Gegenstoß bereitgestellt. Flankierendes Ma¬ 
schinengewehrfeuer und immer mächtiger werdendes Artilleriefeuer brachten die durchmengten 
Kompagnien des 4. Regiments mit anbrechendem Morgen in eine trostlose Lage, so daß das Unter¬ 
nehmen mißlang." 
Tatsächlich war der Gewinn des 4. Regiments wieder verloren gegangen durch italienische 
Gegenstöße, die am Morgen und im Laufe des l. August einsetzten, den unter dem schweren 
Artilleriefeuer schwer leidenden Kaiferjägern furchtbare Verluste brachten und sie wieder gegen 
Doberdo zurückdrängten. 
Lt. Alfred Küstel erzählt darüber: „Sn der Frühe am 1. August, nach einem mißlungenen 
Nachtangriff auf der Karsthochfläche von Doberdo, lagen die Fäger hinter Felfenstücken, zerstreut 
auf etwa 400 Schritte dem Feinde gegenüber. Stellungen waren überhaupt keine vorhanden. 
Hinter uns befand steh eine tiefe Doline, in der sich die Verwundeten gesammelt hatten. Das 
Kampffeld war mit ganzen Haufen von Toten bedeckt, in der verpesteten Luft war es kaum 
auszuhalten. Sm Vorfeld lagen noch Verwundete, die nicht mehr die Kraft hatten nach dem 
Sturme zurückzukriechen. Sie zu bergen war nicht möglich, weil die Staliener sofort auf jeden ein¬ 
zelnen Mann, der sich zeigte, mit Maschinengewehren schossen. 
Um 5 Uhr früh war es in unserem Abschnitt ziemlich ruhig. Gs fielen nur einzelne Schüsse 
der Snfanterie. Um 5 Uhr 30 früh begann aber die feindliche Artillerie das Bombardement. Das 
Feuer wurde immer stärker, fo daß man es in der Schwarmlinie vorne nicht mehr auszuhalten 
vermochte. Wir liefen in eine von Verwundeten angefüllte Doline zurück. Mehrere Volltreffer 
schlugen hinein. Gs gab grauenhafte Verwundungen durch Steinschläge. Endlich, etwa um 9 Uhr 
vormittags, verlegte die italienische Artillerie das Feuer nach rückwärts, die Snfanterie ging zum 
Sturme vor. Rieht in Schützenlinien, sondern in dichten Massen verließen die Staliener die Dek- 
kungen und stürmten mit großem Geschrei gegen uns vorwärts. Wir besetzten schnell den Rand 
der Doline und eröffneten das Feuer. Rechts von uns war eine Lücke in der Front. Wir 
hatten wenig Hoffnung, den Angriff abweifen zu können. Die Staliener waren noch keine 
hundert Schritte vorwärtsgestürmt, als plötzlich unsere Artillerie das Feuer eröffnete. Eine Salve 
nach der anderen schlug in die Kolonne hinein. Schrapnells und Granaten aller Kaliber. Gin Thaos 
entstand, die vordersten Staliener wollten zurücklaufen, fie wurden aber von den folgenden Sturm¬ 
kolonnen wieder nach vorne gedrückt. Volltreffer schlugen mitten in die schreiende und tobende 
Masse hinein, Leichenteile, Tote und Verwundete wurden emporgeschleudert. Ein Teil der 
Staliener setzte den Angriff fort. Wir vermochten den gegen uns vorstürmenden Feind leicht 
abzuschlagen. Rechts von uns drangen jedoch die Staliener rasch vorwärts. Wir besetzten den 
rechten Rand der Doline und nahmen den Angreifer unter Flankenfeuer, aber es half nicht viel. 
Die Staliener drangen über unsere Linie vor, wir sahen uns schon abgeschnitten, als endlich eine 
Kompagnie 26er Fäger herbeieilte und den Feind wieder zurückwarf." 
Der Regimentskommandant Obst. Lercher setzt seinen Bericht fort: „Während des ganzen 
Vormittag unterhielt der Feind ein sehr lebhaftes Snfanteriefeuer. Am Nachmittag gingen Teile 
des 4. Regiments gegen Doberdo zurück. Bald darauf sammelten sich die Reste des Regiments 
wieder. Sie wurden in vier Kompagnien formiert und nach Einbruch der Dunkelheit neuerlich 
in die Kampflinie eingefetzt. Zwei Kompagnien unter Hptm. v. Heß lösten die Trümmer eines Ba¬ 
taillons der 72er ab, die beiden anderen Kompagnien unter Hptm. v. Sarleg bildeten die Reserve." 
Der Vormittag des 3. August verging verhältnismäßig ruhig. Am Nachmittag drückte der 
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