Volltext: Viribus Vnitis. Das Buch vom Kaiser

welchem der Kaiser den Reichsrath 
eröffnet, die Ceremonie der Fuss- 
waschung vornimmt, in welchem 
er den Galadiners zu Ehren 
fremder Fürstlichkeiten und den 
Festtafeln bei Hochzeitsfeierlich 
keiten im Kaiserhause präsidiert, 
wofern dieselben nicht bei be 
sonders zahlreicher Betheiligung im 
noch grösseren Redoutensaale abge 
halten werden. Der Ceremoniensaal 
ist streng im Empirestil gehalten, 
welcher sich so trefflich zur demon 
strativen Repräsentanz und Prunk 
entwicklung eignet. In Gold und 
hellem Marmor blinken die glatt 
geschliffenen Wände. Vom Boden 
bis zur Decke laufen, den Eindruck 
der Höhe des Raumes noch ver 
stärkend, lange, gerade, strenge 
Säulenrinnen, die von mächtigen 
korinthischen Halbcapitälen gekrönt 
werden. Im Grunde des Saales wird 
zur Eröffnung des Reichsrathes der 
Thronsessel errichtet. Sonst füllen 
zwei parallel laufende lange Tafeln, 
welche, wenn sie mit den berühmten 
Prunkgefässen und dem Goldpracht 
service des kaiserlichen Haushaltes 
besetzt sind, einen grossartigen An 
blick gewähren, einen Theil des 
Raumes. Früher wurden auch die 
Hofbälle im Ceremoniensaale abge 
halten, welcher in jenem Theile der 
Hofburg liegt, der vom Haupt 
gebäude scharf vorspringt und 
deshalb im Volksmunde die »Nase« 
heisst. Von dem Saale gelangt 
man durch den Marmor-Saal, die 
erste Antekammer, die Ritter- und 
die Trabanten-Stube in den Augu 
stinergang, durch diesen zu den 
Redoutensälen, welche die Buffets 
enthielten. Jetzt findet der Holball 
selbst in den Redoutensälen statt, 
und nur der Ball bei Hofe, der 
eine kleinere und intimer gewählte 
Gesellschaft vereinigt, wird noch 
im Ceremoniensaale abgehalten. 
Immerhin füllen auch noch bei 
dieser Gelegenheit 7 —800 Personen 
den weiten Raum, der in herr 
lichem Blumen- und Palmen 
schmuck prangt und von mäch 
tigen funkelnden Krystalllustres 
ZIMMERAUFSEHER. * 
I 
HOLZTRÄGER. ** 
im blendenden Lichte unzähliger 
Flammen und Flämmchen erstrahlt. 
Schier endlos scheint die Flucht 
der ineinander geöffneten Räume, 
die durch die Fremdenappar 
tements, welche den kaiserlichen 
Gästen zum Aufenthalte dienen, be 
grenzt werden. Hier verschmilzt der 
alte Stil mit den besten Erzeug 
nissen der modernen Industrie zu 
einem ungemein wohnlichen vor 
nehmen Interieur. In Farbe der 
Möbel und Tapeten verschieden, 
bietet jedes dieser Schlafzimmer 
und jeder der dazu gehörenden 
Salons ein eigenartig interessantes 
Bild. Auch hier fehlt es nicht an 
Prunkstücken, wie solche nur ein 
kaiserliches Haus besitzen kann. 
Aber sie sind nur in einer Weise 
und Zahl angebracht, welche dem 
Gefühl des Wohnlichen, der Be 
haglichkeit keinen Eintrag thut. 
Was der Kaiser für sich ablehnt, 
wünscht er in reichstem Masse für 
seine Gäste angewendet. Jeder 
Comfort, jeder Luxus der Moderne 
findet in den Fremdenappartements 
Anwendung. In diesen Räumen, 
welche keine besondere Eigenart, 
aber die beste Art sich wohlzube 
finden, die unsere Zeit kennt, be 
sitzen, wird sich jeder fremde Fürst 
bald heimisch fühlen. Das ist Ab 
sicht und Wunsch des Herrn vom 
Hause. 
Es wäre wunderlich, wenn der 
Kaiser, einer der besten Schützen 
des Reiches, nicht auch lebhaftes 
Interesse für die Hilfsmittel, die 
Werkzeuge des ritterlichsten aller 
Sporte, der Jagd, hegen würde. Die 
kaiserliche Gewehrkammer in der 
Burg legt Zeugnis davon ab wie 
sich ausgezeichnetes Verständnis 
der technischen Vorzüge einer Waffe 
mit dem künstlerischen Empfinden 
des Monarchen vereinen. Die Samm 
lung der für den ausschliesslichen 
Gebrauch des Kaisers bestimmten 
Gewehre, sowie der für seine 
etwaigen fürstlichen Gäste und das 
Gefolge bestimmten, ist eine der 
reichhaltigsten und interessantesten, 
die ein moderner Fürst besitzen 
* Josef Traxler. 
** Franz Meidl. 
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