Volltext: Viribus Vnitis. Das Buch vom Kaiser

* i. Erzherzog Rainer. 
IM TOTISER PARK. * 
ungestört und sichert Erfolge. Die andere Classe gleicht schwindligen Bergsteigern, welche neben dem Abgrunde weniger an das 
Obenbleiben, als an das Hinabfallen denken; sie wittern Ungemach hinter allen Büschen; sie betrachten bei Inspicierungen alle 
Rockknöpfe ihrer Leute mit Misstrauen, weil sie abspringen; sie betrachten ihre besten Hauptleute mit Besorgnis, weil sie »umwerfen« 
könnten. Vor dem Abmarsche zur Inspicierung bringen sie gerne so etwas wie eine Rede vor, Worte der Aneiferung, Ausdrücke 
der Zuversicht, »es werde schon geh’n«, und erreichen glücklich dadurch, dass alle schwächer veranlagten Untergebenen den Angstbacillus 
in sich aufnehmen und für alle Bosheiten des Objects, alle Schwachheiten des Subjects offen und bereit sind. 
Wer solcher dienstlich-seelenkundlicher Unterscheidungen fähig ist, für den ist eine zum Empfange eines Höheren 
bereitgestellte Truppe ein sehr fesselnder Gegenstand der Beobachtung. Man sieht beide Richtungen vertreten in allen Chargen und 
Graden; nur der Infanterist zeigt eine gelindere Art der Angst vermöge seiner einfachen Aufgaben und mangelnder Verantwortung 
für Andere. Nun! zur Detailinspicierung vor dem Kaiser anzutreten ist auch keine Kleinigkeit. Dass derselben im glänzenden Gefolge 
auch die Militär-Bevollmächtigten fremder Mächte beiwohnen, ist eine Erschwerung; nur wird sie nicht empfunden. Wenn der Kaiser 
etwas hart tadelt, so mögen sie es immerhin auch in Paris, Petersburg, Berlin, Sophia und China erfahren, wenn es der betreffende 
Militär-Attachö meldet. Darauf kommt es dann nicht mehr an. 
Es gab eine Zeit, da man alles Militärische vor fremden Mächten verheimlichte. Man wollte die Schwächen nicht verrathen. 
Man wollte Vorzüge für sich allein behalten. Geheime Kundschafter erfuhren aber dennoch Alles. Heutzutage dagegen ist mehr 
oder weniger freier gegenseitiger Zutritt von Militär-Bevollmächtigten zwischen den Mächten Sitte geworden. Die Kleinen fürchtet 
man nicht, den Grossen fühlt man sich gewachsen. Jemehr die Anderen von der Macht und Fülle unserer Rüstung und von der Tüchtigkeit 
unserer Ausbildung erfahren, desto lieber werden sie Frieden halten. Dies muss der Grundgedanke sein; sonst wäre die Bestellung 
ständiger Militäragenten bei den Höfen höchstens zwischen Verbündeten verständlich.
	        
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