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blitzende und glänzende Bild
der Truppen, welche denCorps-
commandanten und endlich
den Kaiser erwarten; das ge
hört Alles zum Vorspiele. Die
Hauptsache, welche ja auch
die Massenhaftigkeit der Zu
schauer bestimmt, ist, dass
alle diese Tausende den Kaiser
sehen wollen; darum harren
sie stundenlang aus.
Es gibt allerdings bei
jeder Parade, und zwar vor
der Ankunft des Allerhöchsten
Herrn gewisse, mit eiserner
Regelmässigkeit auf einander
folgende Vorgänge, welche die
Wartezeit ausfüllen. Da sprengt
ein Officier des Platzcom-
mandos auf stolzem Schimmel
die Zuschauerlinie entlang, in
welcher der Hang zum »Aus
bauchen« in bedauerlicher
Weise vorherrscht. Jeder will
sehen; Jeder auch rechts vor
wärts und links vorwärts sehen,
nicht gerade vor sich. Er will
also bei seinen Nebenleuten
vorbeisehen. Dies zwingt zum
Vorbeugen — an und für sich
noch kein Unglück — aber es
verleitet auch zum Vortreten
und da ist das Unglück fertig.
Zuerst »baucht« sich die Linie
zwischen den Leuten des
Spaliers, dann kommt ein
sanfter Druck, eine Spannung
zahlreicher vereinter Willens
kräfte, dann ein plötzlicher
Schub; die Spalierleute sind
überrascht, ein wenig ver
drängt und die »Bauchung«
ist fertig. Dann erscheint jedes
mal der allgegenwärtige Platz-
officier und stellt mit höflicher
Bitte und wohl auch mit nach
drücklichem Ernste die Grad-
linigkeit der Zuschauerhecke
wieder her »Ich bitte p*mnd-
’ & INSPICIERUNG IN BRUCK: DER KAISER SETZT MIT HUSAREN ÜBER EINEN STRASSENGRABEN.
sätzlich nicht über das Spalier
herauszutreten!« Dann reiten einzeln oder in Gruppen die »nicht mit der Truppe ausrückenden Generale, Stabs- und Oberofficiere«
zum Wasserbehälter der Hochquellenleitung, wo sie sich versammeln müssen, um dort den Kaiser, der von Schönbrunn kommen
wird, zu erwarten.
Dann erscheint die lange Reihe von Hofwagen, mit Bereitern, Officieren und sonstigen Berittenen. Man nimmt von der Ferne
nicht aus, was für Berittene das sind. Wer Glück hat, kann in den offenen Wagen mehrere Erzherzoginnen sehen. Die Meisten sehen