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BISTRITZ: DER KAISER AM HEILIGEN HOSTEIN. 5(1
eine Huldigung darbringen, die sich vor den anderen Städten auszeichnen sollte. Brünn arrangierte einen Festzug, der zugleich ein
Huldigungszug werden sollte. Die Anordnung wurde in die Hände von vier Männern gelegt; Vicebürgermeister Rohrer, Professor
Prokop, Professor Virchhofen und Bildhauer Tomola. Die Herren verfügten nicht über grosse Mittel wie die Wiener, aber der
Geschmack und der allgemeine Wetteifer trugen zum Gelingen bei. Acht herrliche Festwagen, voran die Siegeswagen >>Bruna« und
»Austria«, bildeten den Hoch- und Glanzpunkt des Zuges, der sich vor dem Kaiser vorüber bewegte.
Während seines Aufenthaltes in Mähren, gelegentlich der Manöver vom September 1887 wohnte der Kaiser im Schlosse
Laschkau, welches der Eigenthümer, Lieutenant a. D., Herr Egon Kolaf, in prachtvoller Weise restauriert und hergerichtet hatte. Als
Gast des Kaisers nahm an diesen Manövern der Chef des deutschen Generalstabes, Graf Waldersee, theil. Im Schlosse empfieng der
Monarch zahlreiche Deputationen, darunter viele Abordnungen aus der bäuerlichen Bevölkerung, Hannaken in ihrer malerischen
Nationaltracht. Auf dem Manöverfelde bewegte sich der Kaiser an jedem Tage ungezwungen unter der Bevölkerung. Bei einer
solchen Gelegenheit war es, wo der Kaiser einer Gruppe von Landleuten, die sich schüchtern genähert hatte, aber es nicht
wagte, an die Person des Kaisers heranzutreten, die Worte zurief: »Kommt nur alle her, ihr seid ja alle Meine Kinder.« Auf dieser
Stelle bei dem Schlosse, liess dessen Eigenthümer, Herr Egon Kolaf, einen Denkstein setzen, der für spätere Zeiten Zeugnis
von der leutseligen und gütigen Weise, in welcher der Monarch mit dem Volke verkehrte, ablegen soll.
Auch sah das Land Mähren den Kaiser bei den grossen Manövern (September 1891) und es hatte sich die ganze
Gegend bis Bistritz am Hostein zu seinem Empfange gerüstet. Besonders originell und herrlich war die Ausschmückung des Ortes
Bistritz, der Stationen Hullein und Holleschau, auf welchen die Abgesandten der hannakischen Ortschaften empfangen wurden. Von
Olmütz war der Fürsterzbischof mit den Vertretern des Brünner und Olmützer Capitels eingetroffen.
Von Bistritz aus erliess der Kaiser am 15. September 1891 einen Armeebefehl, in welchem er sagte: »Die diesjährigen,
zum Theil umfassender als bislang angelegten Manöver Hessen Mich zu Meiner hohen Befriedigung ersehen, dass Meine Wehrmacht
ausgestattet mit den Forderungen der Gegenwart entsprechenden Kriegsmitteln, einheitlich geschult ist — und gestählt in ziel
bewusster Thätigkeit, in all’ ihren Theilen durch echte Kameradschaft verbunden und von jenem Geiste der Gemeinsamkeit erfüllt ist,
welches ihr Erbe von Jahrhunderten alle Bürgschaften bietet für die hingebungsvolle Erfüllung der Aufgaben, die der Wehrmacht
* 1. Stadtrath von Kremsier J. N. Harna; 2. General-
Adjutant Eduard Graf Paar; 3. Kriegsminister FZM.
Edler von Krieghammer; 4. Generalvicar Johann
Weinlich; 5. Herrenhaus-Mitglied Ernst Baron
Laudon; 6. Lieutenant Julius Graf Seilern;
7. Reichsrathsabgeordneter Ph. Dr. Anton Stojan.