Volltext: Ein Originalmensch

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oder hörte die messen, flach der letzten Hiesse, etwas nach 
8 Uhr, ging er in feine Wohnung und frühstückte. Darauf 
ordinierte er eine Stunde, studierte oder las etwas, ging 
zur Sommerszeit in den Garten, '/212 Uhr ging er ins 
Oratorium des Klosters und machte fein Partikularexamen, 
12 Uhr speiste er, was eine Viertelstunde beanspruchte, 
weil Tisch und Appetit darnach waren. Rach dem 
(iffen machte er in den letzten Jahren ein Schläfchen und 
ging dann zu den Kranken. Um 5 Uhr abends betete er, 
wie er selbst notierte, feit 1866 in der Kirche den Rosen¬ 
kranz vor. Zwischen 7 und 8 Uhr abends war das Nacht¬ 
essen. Nach vielen Gebeten ging er dann zwischen 9 und 
10 Uhr schlafen. Aus dieser Tagesordnung unseres Doktors 
geht zur Genüge hervor, dah Dr. Riedlinger mehr Aszet 
als Arzt war. Darum wollen wir ihn zuerst als solchen 
ins fluge faffen. 
o 
I. Der Rszet. 
Wir wählen geflissentlich diesen Ausdruck, denn Doktor 
Riedlinger lebte nicht wie gewöhnliche Christen, sondern 
wandelte Wege außerordentlicher Art, übte Dinge, die nicht 
einmal Religiösen strengerer Richtung tun würden, freilich 
war daran vieles, was man weder bewundern, noch viel 
weniger nachahmen konnte. €r war eben ein sonderbarer 
Heiliger und ein heiliger Sonderling. Aber bei all’ dem 
wird eine allseitige Betrachtung des Mannes zum Resultate 
führen, dah Dr. Riedlinger gewisse christliche Tugenden im 
außergewöhnlichen Mähe besah. 
Sein Glaube war nach Innen und Aufjen über allen 
Zweifel erhaben. Wir können es nicht glauben, dah Doktor 
Riedlinger, nachdem er sich einmal, der Aszefe, dem außer¬ 
gewöhnlich frommen Leben hingab, Glaubenszweifel hatte.
	        
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