Volltext: Oberösterreichische Männergestalten aus dem letzten Jahrhundert

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graphie für die Akademie sich darüber nicht äußert. Möglicher 
weise war es der Einfluß von Franz Kurz, der seinen Arbeits 
trieb auf die Geschichtsforschung lenkte und wahrscheinlich auch 
die Eindrücke, die sein angeborener historischer Sinn in dem 
gleich ehrwürdigen wie prächtigen Stift mit seinem damals 
regen geistigen Leben, seiner gewaltigen Bibliothek und seinen 
reichen Sammlungen in sich aufnahm. 
Seinem Fleiße verdanken wir 37 historische Arbeiten. 
Ihren Höhepunkt erreichte seine Tätigkeit in der 1846—1847 
bei Quirin Haslinger zu Linz erschienenen zweibändigen 
„Geschichte des Landes ob der Enns von der ältesten bis zur 
neuesten Zeit". Ueber die Entstehung dieses Werkes ist leider 
so gut wie nichts bekannt, weder ans welche Anregung hin, 
noch wann er die Arbeit begonnen hat. Jedenfalls aber war 
es ein schwerer Entschluß und die Durchführung stellte große 
Anforderungen an den Verfasser. Wir müssen uns ja ver 
gegenwärtigen, daß die Literatur zur Geschichte des Landes 
ob der Enns noch geringfügig war, daß das meiste aus den 
Quellen selbst erarbeitet werden mußte, von denen auch nur 
ein verschwindend geringer Teil im Druck vorlag. Unter diesen 
Umständen müssen wir dem Bienenfleiß des Verfassers hohe 
Bewunderung zollen, der — wie der wissenschaftliche Apparat 
des Werkes dartut — sowohl nahezu die gesamte einschlägige 
Literatur, über welche seine Zeit verfügte, für seinen Zweck 
durchgearbeitet und mühsam die einzelnen Bausteine zu 
sammengesucht hat, als auch eigene Archivstudien hiezu unter 
nahm. Insbesondere hat er für die neuere Geschichte seit dem 
Beginn des 16. Jahrhunderts die gewaltige Arbeit nicht gescheut, 
die mehr als hundert Riesenbände der ständischen Annalen (im 
Landesarchiv) durchznlesen und zu exzerpieren. 
Diese unmittelbare, quellenmäßige Grundlage verleiht dem 
Werke einen besonderen Wert. Seinen Stoff verarbeitete er zu 
einer würdigen, ruhigen Erzählung, wobei er sich bemühte, die 
Tatsachen für sich sprechen zu lassen und seinem Urteil die maß 
vollste möglichst objektive Form verlieh. Hervorzuheben ist die 
starke Berücksichtigung der Rechts- und Wirtschaftsgeschichte, 
des Verfassungs- und Geisteslebens, von Künsten, Handel und 
Gewerbe. Freilich kann man eine gewisse Schwäche, die schon 
äußerlich greifbar wird, nicht übersehen: es ist die starke Vor 
liebe für die ältesten Zeiten, so daß der Geschichte bis zum 
Ende des 13. Jahrhunderts ein unverhältnismäßig großer 
Raum gewidmet wurde. Gerade dadurch erweist sich aber das 
Werk als aus dem Geiste der Zeit hervorgewachsen: hat doch 
die romantische Geschichtswissenschaft ihre Hauptaufgabe in
	        
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