Volltext: Oberösterreichische Männergestalten aus dem letzten Jahrhundert

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Flammen der ersten Liebe entfachten in ihm einen solchen 
Brand, daß er viele Jahre hernach noch daran zu leiden 
hatte. Nun schwand ihm zum großen Verdrusse seiner Eltern 
jeder Gedanke an den Priesterberuf. Als bald darauf 
Antonie gezwungen wurde, einem alternden Manne die Hand 
zu reichen, da warf sich Stelzhamer in Graz, wo er sich an 
der juridischen Fakultät hatte einschreiben lassen, einem tollen, 
ungebundenen Leben und Treiben in die Arme, so daß er 
seine Studien gänzlich vernachlässigte. 
Inzwischen war Antonie nach kurzer Ehe Witwe geworden, 
was natürlich ein neuerliches Aufflackern von Stelzhamers 
Leidenschaft zur Folge hatte. Die Liebe zu Antonie hatte aber 
auch die in ihm schlummernden dichterischen Fähigkeiten zur 
Entfaltung gebracht und Antonies Bild blickt uns nicht bloß 
aus Stelzhamers schriftdeutschen Dichtungen dieser und der 
folgenden Zeit immer wieder entgegen, die Erinnerung an 
diese Liebe durchdringt vielfach auch noch Stelzhamers spätere 
mundartliche Dichtung, wenn auch in gemäßigter, leidenschafts 
loserer Form. Antonie suchte auf den Dichter einzuwirken, 
daß er seine Studien vollende, und zu diesem Zwecke begab 
sich Stelzhamer nach dreijährigem Aufenthalte in Graz an die 
Universität nach Wien. Dort bestand er 1828 auch eine 
Staatsprüfung; doch viel kostbare Zeit, die ihm verschiedene 
Stellen als Erzieher in Wien und in Bielitz (Schlesien) entzogen, 
ferner sein immer noch vielfach ziel- und planloses Streben 
— er wollte auch Maler werden — und nicht zuletzt seine 
Abneigung vor einem bindenden Berufe hielten ihn von Jahr 
zu Jahr vom Abschlüsse seines Studiums ab, bis Antonie, 
des langen Wartens überdrüssig, sich ein zweites Mal ver 
mählte. 
Stelzhamer fühlte sich vom Ideal seiner Liebe bitter 
enttäuscht. Neben der Bedrängnis seines Herzens stiegen auch 
seine materiellen Sorgen noch, so daß er an der Verwirk 
lichung seines Künstlertraumes ernstlich zweifeln mußte. In 
dieser gedrückten Stimmung trat Stelzhamer im Jahre 1832 
als Externist ins Priesterseminar in Linz ein. Wenn auch 
seine Gedanken der Weltentsagung bald wieder von der Welt- 
lust und von einem unbezähmbaren Drange nach künstlerischem 
Schaffen verdrängt wurden, so daß er anfangs 1834 die 
Theologie wieder aufgab, so war sein Linzer Aufenthalt doch 
von entscheidendem Einflüsse auf seine weitere künstlerische 
Entwicklung. 
Die bisherige Laufbahn seines Dichterlebens hatte ihn 
vom Elternhanse und von der Heimat weg auch innerlich in
	        
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