Volltext: Oberösterreichische Männergestalten aus dem letzten Jahrhundert

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zögernd entschloß sich Meister Breinbauer aus den oben ange 
führten Gründen zu dem neuen System, das neben vielen 
Vorzügen aber auch manchen Versager brachte. Nachdem er 
bei möglichster Sicherstellung das pneumatische System aus 
geprobt hatte, wendete er es erst bei einem seiner größeren 
Werke, der Stadtpfarrorgel in Freistadt, an. Schreiber dieser 
Zeilen hatte hiebei Gelegenheit, die echt deutsche Gründlichkeit, 
mit der Breinbauer bei voller Wahrung der alten Richterschen 
Orgel — Richter war ein tüchtiger Freistädter Orgelbauer, 
welcher um die Mitte des 18. Jahrhunderts viele Orgeln des 
Mühlviertels herstellte — pietätvoll zu Werke ging, hochschätzen 
zu lernen. Diese Orgel stellt gleichsam den Beginn der zweiten 
Schaffensperiode dar. 
Die dritte Periode wäre naturgemäß die des elektro 
pneumatischen Systems geworden, das ihn nebst seinem 
Sohne Leopold jun. versuchsweise schon längere Zeit beschäf 
tigte, hätte nicht der unselige Krieg ein fürchterliches Veto 
geboten. Wohl wurde Breinbauer sen. schon früher bei dem 
großen Brande von Ottensheim vom Unglücke schwer heim 
gesucht, indem ihm nebst Wohnhaus und Werkstätte auch drei 
Orgelwerke mitverbrannten, darunter die schon beinahe fertige 
Stiftsorgel von Schlierbach. Mit unverdrossenem Mute und 
Gottvertrauen ging der Meister wieder ans Schaffen und bald 
schienen die schweren Folgen des Unglückes wieder wettgemacht. 
Der Krieg hingegen hatte ihm neben großen materiellen 
und geschäftlichen Schäden den schwersten Schlag versetzt, als 
sein Sohn Leopold am 9. Jänner 1920 infolge der Kriegs 
dienstleistung zusammenbrach. Diesen Schlag vermochte der 
Vater nicht mehr zu überwinden. Am 18. Mai desselben Jahres 
trug man auch den Meister zu Grabe. 
Kurz vorher hatte er den Sohn als Teilhaber in das Ge 
schäft aufgenommen. Dieser hoffnungsvolle 34jährige Mann, 
der in der väterlichen Werkstätte gelernt, sodann die Staats- 
gewerbeschnle in Linz, auch die elektrotechnischen Kurse in 
Mittweida besucht und in bedeutenden Orgelbauanstalten 
Deutschlands sich umgesehen hatte, wäre zweifelsohne berufen 
gewesen, die Firma Leopold Breinbauer und Sohn besonders 
in elektro-pneumatischen Werken in Oberösterreich zur Höchst 
blüte zu bringen. Eine einzige Orgel, die der Bundeslehrer 
bildungsanstalt in Linz, trägt diese Firmabezeichnung und ist 
ein von hervorragenden Kapazitäten anerkanntes Meisterwerk, 
welches uns umsomehr bedauern läßt, daß es das erste und das 
letzte der oben bezeichneten Firma war.
	        
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