Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

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Der Sänger, dem unter den deutschen Dichtern besonders 
Goethe ans Herz gewachsen war, machte Schubert auf eine 
Reihe wertvoller, musikalisch verwendbarer Dichtungen des 
Weimarer Poeten aufmerksam, indem er ihm solche hinreißend 
vordeklamierte und ihn auf das dramatisch Wirksame, auf richtige 
Betonung und auf möglichst deutlichen Ausdruck entscheidender 
Stellen hinwies. 
Es muß aber auch gesagt werden, daß Vogl den Tondichter 
leider zur Anbringung gewisser dankbarer, jedoch auf den äußeren 
Effekt hinzielender Wendungen in der Melodik und mancher 
unnötiger Verzierungen verleitete; auch nahm Schubert oft 
zuviel Rücksicht auf das Organ Vogls und transponierte die 
Lieder in eine seltene, ja ungewöhnliche Stimmlage (Tenor 
bariton). Schließlich ging er in seiner Atembedürftigkeit 
soweit, daß er die rhythmische Struktur einzelner Gesänge 
opferte und willkürliche Aenderungen anbrachte, die sich in 
die ersten Druckausgaben Schnbertscher Lieder einnisteten. 
Bis zum 88. Jahre seines Lebens blieb Vogl unverheiratet, 
1826 heiratete er eine seiner zahlreichen Gesangschülerinnen, 
Fräulein Kunigunde Rosas, die Tochter des ehemaligen Direk 
tors der Belvedere-Galerie. Am 20. November 1840 starb der 
erste große Schubert-Sänger in Wien, der Stadt seiner schönsten 
Triumphe. Ueber seinem Grabe wölbt sich seine Tat für den 
Liederfürsten, dessen Werken er die Herzen der musikempfäng 
lichen Menschen eroberte. 
Dr. Cornelius Preiß. 
Literatur. 
C. Wurzbach, Biographisches Lexikon, Bd. 61 (Wien 1885), 
S. 172 ff. — E. Bauernfeld, Gesammelte Schriften, Bd. 12 
(Wien 1871—73). — R. Heuberger, Franz Schubert. Berlin 1902. 
— W. Dahms, Schubert. Berlin und Leipzig 1912. — A. Niggli, 
Franz Schubert (neue Ausgabe). Leipzig 1925.