Volltext: Oberösterreichische Männergestalten aus dem letzten Jahrhundert

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Staatsgymnasium und an die Staatsrealschule berufen. Ein 
weites Feld, auf dem sich Arnleitners besondere Anlage ent 
falten konnte. 
Und wie er dieses Feld bebaut hat! Wie er besonders den 
Schülern des Gymnasiums und der Realschule seine ganze 
Liebe und Sorgfalt zugewendet hat! Es bedurfte nicht erst 
der auszeichnenden Anerkennung durch die Staatsprüfungs 
kommission. Der Erfolg bestätigte es: Arnleitner war ein 
ausgezeichneter Gesanglehrer. Noch heute kennen wir in 
Linz eine Anzahl vortrefflicher Sänger, die sich rühmen, 
Arnleitners Schüler gewesen zu sein. 
Nicht jeder Musiker ist schon an sich Gesanglehrer. Arn 
leitner aber war es. Zunächst war er selber ein Sänger von 
anerkannter Güte. Dann begnügte er sich nicht damit, Noten 
kenntnis und ein wenig Vortrag zu vermitteln, sondern er grub 
nach dem Gold der Kehlen und suchte es zu heben. Und er 
besaß, was nicht jedem Gesanglehrer und Musiker gegeben, 
das feine Gehör und Empfinden für den Edelglanz des Chor 
klanges, namentlich für die Herrlichkeit der Polyphonie, das 
feine Gehör für jenen satten Wohlklang, der uns z. B. Mendels 
sohn heute noch so nahe bringt und dessen sich die Modernen 
vielfach ganz begeben. Daß er, um aus seinem Repertoire 
nur etwas herauszugreifen, Witts Kompositionen gerne auf 
führte — Witt, von dem man damals (mit wenigen Aus 
nahmen) in Oberösterreich nicht mehr wußte, als daß er der 
Häuptling der berüchtigten Caecilianer sei —, daß Arnleitner 
für das deklamatorische und agogische Moment in Witts Kom 
positionsart Verständnis aufbrachte, bestätigt seine Urteils 
kraft und sein Empfinden als Sänger und Gesanglehrer. 
Ans dem Gebiete des Gesanges bewegen sich auch Arn 
leitners Kompositionen. Er hat sich, in weiser Beschränkung, 
an größere Aufgaben nicht gewagt. Aber das einstimmige 
Lied, insbesondere das volkstümliche Lied, Männerchor und 
gemischter Chor, erfuhren durch ihn eine dankenswerte Be 
reicherung. Schade, daß der edle, arbeitsame Mann an Un 
sterblichkeit nie gedacht! Denn seine Kompositionen sind überall 
hin achtlos verstreut. Im Besitze seiner Familie befindet sich 
auch nicht eine Nummer. Es wäre an der Zeit und eine dankens 
werte Aufgabe, die Chöre Arnleitners zu sammeln, zu sichten, 
einen Verlag dafür zu interessieren und den Gesangvereinen 
eine kostbare Gabe zu bescheren. „Nun bricht aus allen Zweigen" 
oder „Gute Nacht" oder „Dirndl, du mein Herzensschatz" und 
ähnliche mehr, müßten sich zu einer prächtigen Sammlung 
vereinigen lassen.
	        
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