Volltext: Das bischöfliche Priesterseminar der Diözese Linz während seines hundertjährigen Bestehens vom Jahre 1806 bis zum Jahre 1906

der Gründung der Diözese Linz empfingen die Kandidaten des Weltpriesterstandes aus 
Oberösterreich ihre Ausbildung größtenteils im Priesterseminar zu Passau. Mit Eröffnung 
des Generalseminars in Wien im Jahre 1783 mußten die Kandidaten des geistlichen Standes 
aus dem Lande ob der Enns in das eben genannte Generalseminar eintreten. 
Als im Jahre 1790 die Generalseminarien wieder aufgelöst wurden, wurde den Bischöfen 
erlaubt, in ihren Diözesen Alumnate zu errichten und bestimmt, daß die Fonds- und Stiftungs¬ 
kapitalien, die nach den Generalseminarien gezogen worden waren, den Diözesen zurückgegeben 
werden sollten. 
Schon im Jahre 1785 war von Bischof Ernest Johann Reichsgraf von Herberstein im Kloster 
der Exkarmelitinnen — jetzt barmherzige Brüder — ein Priesterhaus gegründet worden, in welchem 
die aus dem Generalseminare kommenden absolvierten Theologen ein Jahr lang praktisch in der Seel¬ 
sorge sich betätigten. Dieses Alumnat wurde im Jahre 1787 in das ehemalige Seminargebäude der 
Jesuiten gegenüber der Domkirche — jetzt o.-ö. Volkskredit — verlegt und mußte nach Aufhebung 
des Generalseminars in Wien auch als Diözesanseminar dienen. 
Allein dieses Seminar war zu klein; es konnte nur etwa dreißig Alumnen beherbergen und 
entsprach auch sonst nicht allen berechtigten Anforderungen. 
Den Bemühungen Bischofs Josef Anton Gail — seit 1788 — war es zu verdanken, daß mit 
dem Jahre 1794 zu Linz eine theologische Lehranstalt eröffnet wurde. 
Nun fehlte noch ein geräumiges, allen hygienischen Ansprüchen gerechtwerdendes Alumnat. 
Auch dieser Wunsch Bischofs Gail sollte im Jahre 1806 in Erfüllung gehen. 
Im Jahre 1804, am 31. August, kaufte der Bischof das der Gräfin Sprinzenstein gehörige 
Haus samt Kirche „in der Harrach“ — Haus Nr. 225 zu Linz, jetzt Harrachstraße 7; beides war früher 
Eigentum des deutschen Ritterordens gewesen, und es erinnert jetzt noch das Wappen ober dem 
Hauptportale der Kirche an den ursprünglichen Eigentümer. 
Haus samt Kirche und Garten kostete 20.000 fl. Das Haus war einstöckig und hatte in der 
Front neun Fenster. Es wurde beschlossen, ein zweites Stockwerk zu bauen. Zu den Adaptierungs¬ 
kosten per 34.032 fl. 52 kr. spendete der Bischof weitere 10.000 fl.; 10.000 fl. ergab der Verkauf 
des früheren Seminars, den Rest der Kosten per 14.032 fl. 52 kr. bestritt der Religionsfond. Es 
ergab sich aber schließlich ein Mehraufwand von 16.980 fl. 25 kr., den der Universalerbe Bischofs 
Gail, das Priesterseminar, zu tragen hatte. 
Einige ehronologisehe Daten.
	        
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