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17. Kaiserfenster.
(Die nachstehende Beschreibung des „Kaiser-Fensters“ stammt
zum größten Teil vom f Bischof Dr. Rudolph Hittmair.)
Der oberösterreichische Landtag hatte 1910 ein Gemäldefenster
votiert zum Denkmal des 50jährigen Regierungsjubiläums Sr. Majestät
Kaiser Franz Josef I. — Se. Majestät hatte zum Landeshauptmann sich
geäußert: „Ich möchte betend dargestellt werden.“ Damit war der
Grundgedanke für die Darstellung in diesem Gemäldefenster gegeben:
Das Gebet des Kaisers; Inhalt des Kaisergebetes: Ein glücklich Österreich.
Der Kaiser als Ob er Österreicher in Bad Ischl betet im Hochwalde
vor dem Bildstöckl der unbefleckten Mutter Gottes, als Mann des
Volkes in Landestracht; im Hintergrund Bad Ischl mit der kaiserlichen
Villa und dem Dachstein und zwar ‘die Ansicht vom Parke der
kaiserlichen Villa in Bad Ischl. (Der Kaiser ließ sich für das Fenster
eigens vom Künstler malen. Die Personen im Gemäldefenster tragen
alle Züge von Mitgliedern des Kaiserhauses). Während der Kaiser
betet, ruhen die Sorgen der Regierung. Die Reichsinsignien in den
Händen von Englein, spielenden Kindern. Das leitet über auf den
Gedanken: Die Grundlage, auf der ein mächtiges, glückliches Reich
und Land steht, ist das Glück der Familie, einer durch Glaube und
Liebe, Gebet und Arbeit geheiligten Familie, dargestellt in der Familie
des Kaisers, der Erzherzogin Marie Valerie mit ihrem Gemahl Franz
Salvator und ihren Kindern. Die Frau, in ihrer Haltung symboli
sierend den frommen Glauben (Erzherzogin Marie Valerie), beschützt
von ihrem ritterlichen, wehrhaften Gemahl (Erzherzog Franz Salvator);
an der Seite spielen die Kinder den Rudolf von Habsburg, wie er
mit dem Kreuze statt des Zepters belehnt: Eines hält das Kreuz
(Erzherzog Klemens), ein anderes trägt den Reichsapfel (Erzherzogin
Marie), ein drittes legt wie zum Eid die Hand ans Kreuz, in der
Linken hält es das Zepter (Erzherzogin Gertrud.) Daneben hält ein
Knabe (Erzherzog Theodor) in Rittertracht das Reichsschwert und
sein Schwesterchen (Erzherzogin Mathilde) umkränzt dieses friedlich
mit Rosen des Wohltuns, die es aus einem von einer fürstlichen Frau
(| Kaiserin Elisabeth) getragenen Körbchen nimmt. Ein anderes Kind
(Züge der Enkelin des Kaisers, Erzherzogin Elisabeth, Tochter des
t Kronprinzen Rudolf, verehelichte Fürstin Windischgrätz), greift in
die Korallen des Rosenkranzes in der Hand einer Frau (Erzherzogin
Gisela, Tochter des Kaisers), an deren Seite der Spinnrocken lehnt.
Ueber der Familie wölben sich Rosen und Flieder, in dessen Gezweige
über dem Reichsschwerte die Friedenstaube ruht. Ueber dieser Gruppe
stehen Männer des Volkes als kräftige Schützer von Reich und Land,
Schilderhalter der Wappen des Kaiserreiches (links, Thronfolger Erz
herzog Franz Ferdinand) und des Landes Oberösterreich (rechts,
Erzherzog Karl Franz Josef, der spätere Kaiser Karl). Darüber die
Kaiserkrone, beziehungsweise der Herzogshut. Es sei bemerkt, daß
in der Anordnung der Gruppen die Linien des kaiserlichen Stamm
baumes hervortreten: Deszendenz und Seitenlinie (Neffen und Großneffen.)