Volltext: Der Weltkrieg in Bildern und Dokumenten nebst einem Kriegstagebuch 1 (1 /1914)

Radiotelegramm aus Köln, 6. Sept. 10 Uhr 30 Min.' Nachm. 
Unsere Truppen überschritten heute die Marne östlich und westlich Cha- 
teau-Thierry. — Reims wurde nach kurzem Kampfe genommen. 
Heeresteitung. 
Berlin, 6. Sept. Grosses Hauptquartier. 
Seine Majestät der Kaiser wohnte gestern den Angriflskämpfen um die 
Befestigungen von Nancy bei. 
Von Maubeuge sind 2 Forts und deren Zwischenstelliingen gefallen. Das 
Artilleriefeuer konnte auf die Stadt gerichtet werden. Sie brennt an ver¬ 
schiedenen Stellen. 
Aus Papieren, die in unsere Hände gefallen sind, geht hervor, dass der 
Feind durch das Vorgehen der Armeen der Generalobersten von Kluck und 
von Biilow vollständig überrascht worden ist. Noch am 17. August nahm 
er dort nur deutsehe Kavallerie an. 
Die Kavallerie dieses Flügels unter Führung des Generals von der Marwitz 
hat also die Armeebewegungen vorzüglich verschleiert. Trotzdem dürftön diese 
Bewegungen dem Feind nicht unbekannt geblieben sein, wenn nicht zu Beginn 
des Aufmarsches und Vormarsches die Feldpostsendungen zurückgehalten 
worden wären. Von Heeresangehörigen und deren Familien ist dies als 
schwere Last empfunden und die Schuld der Feldpost beigemessen worden. 
Im Interesse der arbeitsfreudigen und pflichttreuen Beamten der Feldpost 
habe ich mich für verpflichtet gehalten hierüber eine Aufklärung zu geben. 
Gfeneralquartiermeister von STEIN. 
Lüttich, 8. Sept. früh. Radiotelegramm meldet: 
Festung Mauheuge gestern nach hartnäckigem Widerstand gefallen. 
Besatzung von 40000 iann, darunter 4 Generale, Kriegsgefangen. 400 
Geschütze erbeutet. Ausserdem zahlreiches Kriegsmaterial in unsere Hände 
gefallen. 
L.üttich, den 7. Sept. 1914. — Termonde (Dendermonde) ist gestern genom¬ 
men worden. Die belgischen Truppen haben sich hinter die Scheide zurück¬ 
gezogen. 
London, 7. Sept. Tel. Der Korrespondent der > Times > betons in seinem 
Bericht über die letzten Kämpfe in Nordfrankreich die ungeahnte Schnellig¬ 
keit der deutschen Truppen und die genaue Orientierung des deutschen 
Generalstabes durch Automobile und Flugzeuge. Er gibt zu dass die Kämpfe 
für die Engländer sehr verlustreich waren. Der französische Generalstab habe 
die Kraft des deutschen Vorstosses unterschätzt. Die Deutschen seien durch 
ihre unaufhörlichen Siege zu immer neuen Heldentaten angefeuert worden. 
Sil die BevUlkening won Millich und Umgegend! 
Angesichts der deutschen Erfolge ist es unverständlich, dass die Bevölke¬ 
rung von Lüttich noch immer so leichtgläubig ist, törichten Nachrichten, die 
von hier bestehenden Lügenfabriken verbreitet werden, Glauben zu schenken. 
Die Verbreiter falscher Nachrichten haben rücksichtslose Bestrafung zu 
gewärtigen. Sie treiben ein gefährliches Spiel, indem sie ihre Mitbürger 
täuschen und zu unüberlegten Handlungen verleiten wollen. Die einsichtige 
Bevölkerung von Lüttich | sollte von selbst derartigen Versuchen energisch 
entgegentreten. Sie setzt sich sonst nicht nur argen Enttäuschungen und allen 
möglichen unangenehmen Folgen, sondern ausserdem auch noch dem Fluch 
der Lächerlichkeit aus. 
KOLEWE, 
Generalleutnant und Gouverneur 
der Festung Ltlttieh. 
Dieses Plakat darf nicht abgerissen und nicht 
überklebt werden. 
Großes Plakat aus dem besetzten Lüttich. 
Nach dem Original wiedergegeben. 
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