Volltext: Von Dante zu d'Annunzio

Die Philosophie des Weltkriegs 
Jflle Dinge haben ihre Philosophie, ja noch mehr: alle Dinge 
find Philosophie. Alle Menschen, Gegenstände und Greigniffe find ein¬ 
fache üerkörperungen eines bestimmten Daturgedankens, einer eigen¬ 
tümlichen Meltabsicht; und wenn man die Sache so ansieht, so muß 
man in der Lat zugeben, daß die alten IDyitiker recht hatten, wenn 
sie sagten: vor Gott seien alle Dinge gleich groß. Soweit sie nämlich 
nichts anderes sind als Gedanken des Schöpfers, sind sie wirklich alle 
gleich tief und gleich erhaben. Freilich sind viele Dinge daneben auch 
Uerkörperungen menschlicher Gedanken, und da pflegt sich dann ihre 
Physiognomie sehr erheblich zu ändern und meist zu ihrem großen 
Nachteil. Die Natur hat ganz offenbar mit den Dingen die Absicht 
gehabt, daß sie sich selbst ausdrücken, nicht mehr, nicht weniger; der 
Mensch aber will sie zu irgend etwas gebrauchen, das heißt also: er 
will, daß sie etwas anderes ausdrücken. JTn dem Grade nun, in_ dem 
ihm dies gelingt, bemißt er ihren (JUert, und nun erst beginnen sie 
eine Rangordnung und Skala zu bilden. 
Der Philosoph aber hat immer das angenehme Uorrecht besessen, 
von allen menschlichen Zufälligkeiten und Gewaltsamkeiten abstrahieren 
zu dürfen, und er wird es sich ein-- für allemal nicht nehmen lassen, 
alle Dinge für gleich tief, wertvoll und bedeutsam zu halten. In dem 
Augenblick nämlich, als er dies tut, sind sie es auch. Mistler erblickt 
eine wackelige eingeregnete Rolzbrücke im ßerbftnebel und bringt sie 
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