Volltext: Von Dante zu d'Annunzio

Sterne“: dieses durch überbäufiges Zitieren bereits vollständig ab¬ 
geplattete Wort ist (ehr tief und aufschlußreich, wenn man es richtig 
versteht. Gott regiert die Welt nicht draußen, sondern drinnen, nicht 
mit Schwerkraft und chemischer Affinität, sondern im Herren der 
Menschen: wie deine Seele ist, genau so ist das Schicksal der Welt, 
in der du lebst und bandelst. 
Dies wird deutlicher als beim einzelnen bei ganzen Dockern- 
Sie alle haben sich ihre Welt gemacht, und so wie sie sie gemacht 
batten, mußten sie sie dann erleiden. Der Mensch kann zu vielerlei 
Göttern beten, und zu welchem er betet, das ist entscheidend für 
ihn und seine Nachkommen. Der Wilde tanzt um seinen Holzklotz, 
den er Gott nennt, und richtig! die Welt ist auch wirklich nicht 
mehr als ein dummer, toter Holzklotz; die Ägypter vergötterten die 
Sonne, die tiere, den Dil, die ganze heilige Natur und blieben 
daher dazu bestimmt, immer nur ein großes Stück Natur zu bleiben, 
fruchtbar und tätig, aber stumm und überall gleich: es gibt keine 
ägyptischen Individuen! Die Griechen, verspielt und leichtsinnig wie 
sie waren, schufen sich eine Galerie von schönen, faulen, lüsternen und 
verlogenen Menschen, die sie Götter nannten, und gingen an diesen 
ihren Göttern zugrunde; der^nder, tief überzeugt von der Sinnlosigkeit 
und Unwirklichkeit des Daseins, beschloß fortan nur noch an das Nichts 
zu glauben, und (ein Glaube wurde Wahrheit: durch den Wandel der 
Geschichte unberührt, war und ist dieses herrliche Land ein riesiges 
Nichts. 
Man sagt häufig, das Ghristentum habe die Docker des Abend¬ 
landes einem gemeinsamen Glauben zugeführt, aber ist dem wirklich 
so? An der Oberfläche mag es wohl so aussehen, aber blickt man 
tiefer, so muß mau sagen: auch heute noch gibt es Nationalgötter 
und Nationalschicksale, wie im Altertum. Dies ist es, was die Docker 
auch jetzt noch am tiefsten voneinander trennt, nicht Hasse, nicht Hostüm 
und äußere Sitte, nicht Staatsform und soziales Gefüge. Gerade in 
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