Volltext: Von Dante zu d'Annunzio

würden die Engländer führen, wenn (ie im Bejiü ganz Belgiens die 
Rheinlande bedrohen könnten! 
Das Gle{en anderer Uölker findet (eine Erfüllung in leichtfertiger 
3mproviIation oder kalter Routine, die treibende Brundkraft des 
Deutschen ist enthuiia(ti(che Sachlichkeit. 
Seltsam: das Selbstverständliche, das; jeder seine Pflicht tun soll, 
genau das, wofür er da ist, genau dort, wo er hingesetzt ist, das und 
immer nur das, dieses einfachste und zugleich förderlichste Prinzip 
will niemand einsehen ausser dem Deutschen. 3eder andere denkt an 
den Ruhm oder gar an das Geld, jedenfalls aber an sich, der Deutsche 
denkt bloss an die Sache. Der Philologe, der Caglöhner, der ior- 
schungsreisende, der Priester, der Bankier, der Soldat, wer immer: 
alle verschwinden sie in ihrem Gegenstand, den sie so vollkommen 
mit ihrer Seele erfüllen, dass diese nicht mehr sichtbar ist. 
In diesem selbstlosen, geduldigen Ernst äussert sich die tiefe 
Frömmigkeit des Deutschen. Das Ghristentum ist beim Franzosen 
leere Bigotterie, beim Engländer mechanische Ronvention, beim Russen 
stumpfe Passivität, nur beim Deutschen ist es, was es seinem innersten 
Sinn nach sein soll: tätiger Realismus. Der Deutsche ist der grösste 
Idealist und zugleich der grösste Realist. Glenn man diese beiden Be¬ 
griffe richtig nimmt, so decken sie sich, denn sie bedeuten beide das¬ 
selbe : liebevolle Hingabe an das Objekt. Jdealismus ist das Geheimnis 
der Macht über die Dinge, denn nur durch Idealismus sind wir imstande, 
in das Innere der Dinge einzudringen. Der nüchterne Eigennutz hat keinen 
Zugang zu den Materien der UJelt. Zesus, der grösste Idealist, der jemals 
gelebt hat, ist eben darum auch der grösste Gleiteroberer gewesen. 
Dies find ebenso alte wie einfache Glahrheiten. Es ist nur traurig, 
dass ein Gleitkrieg nötig ist, um sie der Menschheit aufs neue einzuprägen.
	        
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