Full text: Von Dante zu d'Annunzio

eine Katastrophe, und solche Grscheinungen nimmt man bin, aber man 
liebt sie nicht. Darüber sind diese Leister selbst sich auch niemals im 
unklaren gewesen. „Nichts bat die Menschheit nötiger als Tüchtigkeit, 
und nichts vermag sie weniger zu ertragen,“ sagte Goethe am Ende 
seine; Lebens, das nahezu jeglichen Zweig menschlicher Tätigkeit durch 
Tüchtigkeit gefördert hatte. Und derselbe Goethe schrieb den Der;: 
„Aas klagst du über feinde? Zollten solche je werden freunde, denen 
das ((lesen, wie du bist, im stillen ein ewiger Gorwurf ist?" 
Deutschland ist ein solcher wandelnder Uorwuri für Guropa, denn 
Deutschland ist das Genie Guropas. Zunächst teilt es die Gigenschait 
jedes Genies, daß es seiner Zeit weit voraus ist. Darum ist deutsche 
Dichtung und Spekulation im Auslande immer so spät oder auch gar 
nicht verstanden worden. Zu einer Zeit, als man sich im (Gelten mit 
bürgerlichen Rührstücken und materialistischer Salonphilosophie abgab, 
schrieb Goethe „Lasso" und „Iphigenie" und Kant seine Gernunft- 
kritiken. Zu einer Zeit, als in Gngland Darwin und in Frankreich 
Gomtc herrschte, konzipierte Nietzsche den neuen Menschen. Und auch 
heute, während die ganze (Gelt noch unter dem Zeichen des Im¬ 
pressionismus steht, beginnen sich in Deutschland auf allen Gebieten 
große Synthesen vorzubereiten. 
(Darum der Deutsche unbeliebt ist, das zeigt sich ja ganz 
klar in dem, was seine einzelnen Gegner mit diesem Kriege vor¬ 
haben. Sie bekennen es ganz offen und verraten darin merk¬ 
würdig deutlich ihre spezifische Natur. Göllige Gntwaffnung! sagen 
die franzosen; Zerstörung aller großen Fabrikanlagen! sagen die 
Gngländer; Zerstörung überhaupt! sagen die Küssen. Also un¬ 
beliebt ist beim Franzosen in erster Linie die deutsche Kriegs¬ 
kunst, beim Gngländer der deutsche Fleiß, beim Küssen der deutsche 
Desitz. Der Haß des Franzosen ist vorwiegend der des Tunicht¬ 
guts gegen den Tüchtigen, des Sitzengebliebenen gegen den Durch¬ 
gekommenen, des vom Schicksal Übergangenen gegen den ArrU 
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