Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

E. Entwicklung der Eesamtlage an der Ostfront. 
Die Angriffserfolge der Verbündeten in Galizien und Rumänien, die 
8. November. ppn Riga, gakobstadt und den Baltischen Inseln hatten den 
inneren Halt des russischen Heeres derart erschüttert, daß alles, was 
Kriegsminister Kerenski, nach Kräften unterstützt von den Westmächten und 
Amerika, wieder aufzubauen versucht hatte, abermals völlig zusammen¬ 
brach. Wohl leisteten die Truppen in der Abwehr immer noch einigen 
Widerstand. Auch gelang es der 12. Armee, nachdem sie von Riga zunächst 
bis in die Stellungen von Wenden zurückgewichen war, ihre Front wieder 
so weit vorzuschieben, daß die verlorengegangene Fühlung mit deutschen 
Truppen wieder hergestellt wurde. Im ganzen aber war der Kampfeswille 
des Heeres so gut wie erloschen. Die Auflösung der Ordnung war aber 
nicht nur aus die militärischen Niederlagen zurückzuführen, sondern hatte 
auch von innen heraus neuen Auftrieb bekommen. Weitgehendes Ver¬ 
sagen des Nachschubs infolge der hinter der Front herrschenden Unordnung 
führte zu Mumtions- und, was sich weit schlimmer auswirkte, zu Der- 
pflegungsmangel. Die Unzufriedenheit wuchs; es bedurfte nur noch 
eines geringen Anstoßes, um auch die notdürftig auftechterhaltenen 
letzten Reste der Ordnung im Heere und damit im ganzen Staate zu 
zerstören. 
Hatten die Erfolge der Kerenski-Osfensive die Regierung noch einmal 
so weit gestärkt, daß sie in der zweiten gulihälste einen bolschewistischen Er¬ 
hebungsversuch mit Waffengewalt niederschlagen konnte, so war die 
Macht der Arbeiter- und Soldatenräte doch keineswegs gebrochen. Am 
21. Juli war Kriegsminister Kerenski zugleich Ministerpräsident geworden, 
und, da er es mit den Räten nicht verderben wollte, alsbald in scharfen 
Gegensatz zu General Kornilow gekommen, den er selbst am 1. August 
zum Oberbefehlshaber des Heeres ernannt hatte. Die Auseinander¬ 
setzungen hatten mit dessen Sturz und der Verhaftung zahlreicher hoher 
militärischer Führer geendet. Als dann am 14. September im Peters¬ 
burger Arbeiter- und Soldatenrat die Bolschewiken ihre Forderungen 
durchsetzten, darunter Aushebung der Todesstrafe im Heere sowie Selb¬ 
ständigkeit Finnlands und der Akraine, ging die Auflösung mit Riesen¬ 
schritten vorwärts. Im Heere sonderten sich finnländische, polnische un 
ukrainische Truppenteile ab. Offiziere wurden in Massen von ihren Sol¬ 
daten mißhandelt oder ermordet. Diese aber dachten mit wenigen rühm 
liehen Ausnahmen nur noch an Beendigung des Kampfes und Rückkehr in 
die Heimat.
	        
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