Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

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Der Krieg im Osten. 
Linie, zwei lagen dahinter; etwa anderthalb Divisionen waren südöstlich 
von Riga versammelt. Durch Überläufer frühzeitig unterrichtet, erwartete 
General Parski den deutschen Angriff gegen den von etwa einer Division 
besetzten Abschnitt Insel Dalen—Oger. Da hinter ihm und seitlich Re¬ 
serven bereit standen, stieß der deutsche Angriff in Front und Flanken als¬ 
bald auf Widerstand, der durch Truppen, die von Riga her anrückten, neu 
genährt wurde. Die Russen kämpften aber nur noch um Deckung des Rück¬ 
zuges, den die noch westlich der Stadt stehenden Truppen über fünf Brücken 
schon am 1. September begonnen hatten. In der Nacht zum 3. Sep¬ 
tember wurden Dünamünde und Riga geräumt, die Brücken über die 
Düna und die Befestigungen von Dünamünde gesprengt. Die Armee 
sollte aus eine bei Wenden vorbereitete Stellung zurückgehen. Das VI. sibi¬ 
rische Korps entkam westlich des Gr. Weißen Sees ungestört, das XXXXIIL 
und das II. sibirische vermochten sich aus der verstopften Hauptstraße nur 
in völliger Unordnung dem Abgeschnittenwerden zu entziehen, das 
XXI. Korps wich ostwärts aus. Insgesamt soll die Armee nach Berech¬ 
nungen der russischen Heeresleitung 25000 Mann verloren haben, dagegen 
die Artillerie von wohl fünf Divisionen. Dem stand ein deutscher Verlust 
von nur 4200 Mann, von dem mehr als ein Viertel auf die 14. bayerische 
Infanterie-Division entfiel, gegenüber; 9000 Gefangene waren eingebracht, 
dazu 262 Geschütze, davon ein Drittel schwere, und zahlreiche sonstige 
Beute. 
Der Geländegewinn entsprach durchaus der Zielsetzung: die alte 
Hansestadt Riga mit gegen 50000 deutschen Bewohnern war in ge¬ 
sichertem Besitz, östlich der unteren Düna war bis zu 25 Kilometer Raum 
gewonnen. Das große operative Ziel, die westlich von Riga stehenden 
russischen Divisionen abzufangen, war aber nicht erreicht. Ob es an¬ 
gesichts der Gegenmaßnahmen der russischen Führung und der doch immer 
noch bemerkenswerten Widerstandskraft der zur Gegenwehr vorgeworfenen 
russischen Truppen, vor allem aber der Schwierigkeiten des großen Wald¬ 
gebiets überhaupt erreichbar gewesen war, erscheint zweifelhaft. Auch 
bei Zurücklassung der alsbald nur noch hindernden Masse der Artillerie 
und Fahrzeuge wäre man wohl kaum rascher vorwärts gekommen. Nur 
der Düna-Übergang hatte mit vorbildlicher Pünktlichkeit und Schnelligkeit 
durchgeführt werden können; dann aber waren vier volle Tage vergangen, 
bis die 25 Kilometer entfernte Hauptrückzugsstraße des Gegners erreicht 
war. Dieser hatte damit Zeit genug gehabt, den Kopf aus der Schlinge 
zu ziehen. So waren seine Truppen, wenn auch unter Verlust eines 
großen Teiles der Artillerie und unter schweren inneren Erschütterungen, 
der ihnen zugedachten Vernichtung doch entgangen.
	        
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