Das Angriffsverfahren.
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Dagegen erwies sich der immer wieder hervortretende Wunsch, die
Feuerwalze den Fortschritten der Infanterie entsprechend langsamer oder
schneller laufen zu lassen, als unerfüllbar. Auch das bisher vorgesehene
Zurückziehen schien bedenklich: „Die Walze springt grundsätzlich nach der
Ahr"; nur für den Fall, daß eine Beschleunigung erforderlich war, konnten
die Bataillonsführer diese durch Leuchtzeichen anfordern; von der Ein¬
führung eines Zeichens „Halt" oder „Iurückverlegen" wurde ausdrücklich
Abstand genommen. Der erste Sprung der Walze sollte 300 bis 400 Meter
betragen, die späteren bei der Feldartillerie etwa 200, bei der schweren
Artillerie etwa das Doppelte. Für das Vorwärtskommen der Infanterie
waren anfangs eine Minute für je 100 Meter, im weiteren Verlaus zwei
bis drei Minuten zu rechnen.
Die in der ersten Fassung der Vorschrift verlangte Zerstörung der
feindlichen Verteidigungsanlagen wurde, da bei der kurzen Dauer des
Vorbereitungsfeuers unerreichbar, fallen gelassen. Man mußte sich im
wesentlichen mit moralischer Wirkung, vorübergehender Betäubung der
Besatzung, begnügen. Auch die Forderung, die gesamte Artillerie und die
Minenwerfer zur Unterstützung des Infanterie-Angriffs nach Erreichen der
Schußgrenzen vorzuwerfen, wurde als zu weitgehend erkannt. Das zer¬
schossene Gelände und die Gefahr der Verstopfung der Wege werde dem
entgegen sein, ebenso die geringe Zahl und unzureichende Zugleistung der
Pferde. Man wollte sich daher damit begnügen, außer der Vegleitartillerie
(eine leichte Batterie für jedes Infanterie-Regiment und zwei leichte
Minenwerfer für jedes Bataillon) zunächst den Rest des Feldartillerie-
Regiments, das ständig zugeteilte schwere Bataillon und die Minenwerfer-
Kompanie der angreifenden Division nachzuziehen. Ihnen sollten leichte
und schwere Artillerie in etwa gleicher Stärke folgen, dabei insbesondere
Mörser und 10 om-Kanonen. Voraussetzung blieb aber stets, daß auch der
Munitionsnachschub geleistet werden tonnte.
Die Bestimmung, daß die Divisionen des zweiten Treffens denen des
ersten zu unterstellen seien, war gestrichen. Im Gegenteil, sie sollten nicht
vorzeitig in den Kampf geworfen werden, sondern lange in der Hand
der Generalkommandos bleiben, um dort eingesetzt zu werden, wo der
Kamps gut vorwärts ging. Im allgemeinen sollten sie weniger zur Ablösung
als zum Einschieben gebraucht werden, da sich die Front mit dem Stoß in die
Tiefe der feindlichen Abwehrfront voraussichtlich dehnen würde. In dieser
Beschränkung des Einsatzes von Divisionen kam zum Ausdruck, daß die
Kräfte, die man insgesamt zur Verfügung hatte, begrenzt waren.
Überblickt man die an der Vorschrift vorgenommenen Änderungen, so
kann man als ihr gemeinsames Kennzeichen feststellen, daß die Oberste
Weltkrieg. XIV. Band.