Volltext: [Der Weltkrieg 1914 bis 1918 / Die militärischen Operationen zu Lande ] ; Der Weltkrieg 1914 bis 1918. Die militärischen Operationen zu Lande. 14,1 Die Kriegführung an der Westfront im Jahre 1918 : [Hauptbd.] (14,1 1944)

Zuspitzung der Lage im Fnnern. 
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Waffenstillstandsbitte und die Zustimmung zur Räumung der besetzten 
Gebiete gekommen; man solle für vermehrten Ersatz sorgen. „Ein gewalti¬ 
ger Appell" von Kaiser und Regierung an Heimat und Heer sei erforderlich; 
er werde auch Eindruck auf die Gegner machen, die infolge der sortgesetzten 
Waffenstillstandsbitten sich in einem wilden „Kriegstaumel" befänden. 
Auf die Frage, welche Aussichten denn bei Fortsetzung des Kampfes be- 
ständen und wie lange wir ihn fortsetzen könnten, erklärte General von Galt- 
witz, darauf keine bestimmte Antwort geben zu können; der Winter werde 
ein Nachlassen der Kämpfe bringen; überstehe man ihn, dann würden die 
Gegner zu ruhigerer Auffassung kommen; jetzt forderten sie die Kapitula¬ 
tion: „Schlimmer als diese können die späteren Forderungen auch nicht 
sein". Als dann während der Besprechungen die Nachricht kam, daß 
Österreich-Ungarn inzwischen Sonderverhandlungen begonnen habe, trat 
General von Mudra dafür ein, sofort „Vorbereitungen für letzte Aktion" 
zu treffen, wobei er an einen flammenden Aufruf an das Volk zum Kampf 
gegen entehrende Bedingungen dachte, während General von Gallwitz 
vorher noch die Waffenstillstandsbedingungen abwarten wollte. 
Das Kabinett beschloß, zunächst abzuwarten und betonte seine Bereit¬ 
schaft zum Kampfe gegen entehrende Bedingungen. Im übrigen be- 
schäftigte es sich, um Präsident Wilson entgegenzukommen, mit dem Plane, 
den Kaiser und möglichst auch den Kronprinzen zu freiwilligem Verzicht 
aus die Krone zu bewegen. 
Der Kaiser begab sich am Abend des 29. Oktober nach Spa, wo ihm 2s. t>u 
am 31. der vom Kabinett entsandte Preußische Minister des Innern, Drews, !l'("WlK 
in Gegenwart des Generalfeldmarschalls und des Generals Groener die 
Anregung des Reichskanzlers zu freiwilligem Thronverzicht übermittelte. 
In der Auffassung, daß seine Abdankung für Volk und Heer die schwer- 
wiegendsten Folgen nach sich ziehen würde, ging Kaiser Wilhelm auf diese 
Zumutung nicht ein. Er wurde in seiner Ablehnung nachdrücklich unter- 
stützt durch GeneralfeldmarschallvonHindenburg und General Groener. 
Dieser äußerte sich „in leidenschaftlicher Weise mit bitteren Vorwürfen 
gegen die Regierung, welche nicht das Geringste tue, um die Vergiftung 
der Armee durch die ungezügelte Straße zu verhindern. Der innere Feind 
sei weit gefährlicher für uns als der äußere"^. 
Diese Ausfassung wurde durch die Ereignisse in der Heimat bestätigt. 
Am 29. Oktober war aus der Hochseeflotte, die aus der Reede vor 
Wilhelmshaven Befehl zum Auslaufen erhalten hattet, eine Meuterei 
ausgebrochen, die zur Ausgabe der geplanten Unternehmung führte. Das 
>) Tgb. Aufzeichnung des Gen. Obst, von Plessen vom I. Rov. 1913. 
2) S. 670, Anm. 1. 
Weltkrieg. XIV. Band.
	        
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