Volltext: [Der Weltkrieg 1914 bis 1918 / Die militärischen Operationen zu Lande ] ; Der Weltkrieg 1914 bis 1918. Die militärischen Operationen zu Lande. 14,1 Die Kriegführung an der Westfront im Jahre 1918 : [Hauptbd.] (14,1 1944)

Ausweichen in die Hermann- und Gudrun-Stellung. 
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Beurteilung der Lage: Die französisch-amerikanischen Angriffe in der 
Champagne und östlich bis zur Maas — neuerdings diese sogar über¬ 
schreitend — waren heftig, aber mit sparsamem Kräfteeinsatz geführt wor- 
den; Großangriffe östlich der Maas und in Lothringen sind einstweilen 
nicht wahrscheinlich. Dagegen hat sich der Druck zwischen Meer und Oise 
verstärkt. In Flandern sind weitere französische Divisionen eingetroffen; 
auch scheinen sich hinter der belgischen Front stärkere amerikanische Truppen 
zu befinden. Nach Gefangenenaussagen und Frontseststellungen ist die 
Wiederaufnahme der Offensive mit Hauptdruck beiderseits von Roulers 
und in der Richtung auf Courtrai zu erwarten; auch sprechen Agenten 
dauernd von einer bevorstehenden größeren Unternehmung gegen die bel¬ 
gische Küste. 
Am 15. Oktober faßte General Ludendorfs in einem Telegramm 
an die Heeresgruppe Deutscher Kronprinz die Lage nochmals dahin 
zusammen, daß die wahrscheinlichsten feindlichen Angriffsrichtungen zur 
Zeit Flandern, Front der 17. Armee bis einschließlich Mitte der 13. Armee, 
5.Armee und rechter Flügel der Armee-Abteilung C seien. Jede dieser 
Richtungen treffe eine empfindliche Stelle, an der ein Ausweichen über- 
Haupt nicht oder nur beschränkt möglich sei. Es komme aber unbedingt 
darauf an, unsere augenblicklichen Stellungen im allgemeinen so lange 
zu halten, bis sich die politische Lage geklärt habe. Daher müßten unter 
rücksichtsloser Entblößung der zur Zeit weniger gefährdeten Abschnitte alle 
irgend verfügbaren Kräfte zur Stützung der Hauptkampffronten frei ge- 
macht werden. Anschließend wurden der Heeresgruppe zwei verwendungs- 
fähige Divisionen abgefordert. 
Die Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht ordnete am 15.Oktober 
nachmittags an, daß sich in der Nacht zum 16. der rechte Flügel und die 
Mitte der 4. Armee in die ungefähre Linie Ostende—Thourout—Courtrai 
(„Flandern II"-Stellung) absetzen sollten. Die übrige von Courtrai über 
Lille—Douai—Solesmes verlaufende Heeresgruppenfront hatte stehen- 
zubleiben. Als dann die Oberste Heeresleitung in der Frühe des 1b Ok- 16* W* 
tober langsames Ausweichen in die Lys/Hermann-Stellung an- ' # 
ordnete, befahl die Heeresgruppe zunächst für die Nacht zum 17. Oktober 
Absetzen der 4., 6.und 17. Armee nach Brügge—Thielt und in die östlich 
von Roubaix—Douai verlausende „Wotan III"-Stellung; die Front bei 
Courtrai war besonders zu stützen. Insgesamt war die Küstenfront dank 
der Härte der Obersten Heeresleitung seit dem Räumungsvorschlag der 
Heeresgruppe^) noch volle 17 Tage gehalten worden. 
!) s. 641.
	        
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