Volltext: [Der Weltkrieg 1914 bis 1918 / Die militärischen Operationen zu Lande ] ; Der Weltkrieg 1914 bis 1918. Die militärischen Operationen zu Lande. 14,1 Die Kriegführung an der Westfront im Jahre 1918 : [Hauptbd.] (14,1 1944)

Mitteilung der Waffenstillstandsbitte an die Reichsregierung. 
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feldmarschall nach Darlegung der Verhältnisse an der Front ebenfalls 
zu dem Schlüsse, das Heer bedürfe sofortigen Waffenstillstandes. Der 
Kaiser stimmte dem bei Präsident Wilson beabsichtigten Schritte zu, lehnte, 
ebenso wie die Generale, eine Diktatur ab und erklärte sich mit der Par- 
lamentarisierung der Regierung einverstanden, um unter der Losung „Das 
Vaterland ist in Gefahr" alle Wertvollen Kräfte der Nation zu sammeln. 
Als daraufhin Staatssekretär von Hintze dem Kaiser sein Entlassungs- 
gesuch unterbreitete, da er nicht das Vertrauen der neuen Regierung haben 
werde, schlug der Kaiser dieses vorerst ab. Auch der Reichskanzler, der 
mittags ebenfalls in Spa eintraf, bat bei seiner Aussprache mit dem Kaiser 
um Enthebung von seinem Amte; ihm wurde sie genehmigt. Die Frage 
der Nachfolge bedurfte noch der Klärung, doch sollte die neue Regierung 
— wie der Staatssekretär in Aussicht stellte — voraussichtlich am 
I. Oktober gebildet sein und an diesem Tage auch die Note an Präsident 
Wilson abgehen. 
Abends begründete General Ludendorff vor den versammelten 
Abteilungschefs der Obersten Heeresleitung seinen Entschluß hauptsächlich 
damit, „daß er es für die Führung von erträglichen Waffenstillstands- und 
Friedensverhandlungen für unbedingt erforderlich halte, ein intaktes Heer 
zur Verfügung zu haben. Bei einer Weiterführung des Kampfes an der 
Westfront könne das aber nicht mehr garantiert werden, zumal größere 
unverbrauchte Reserven nicht mehr vorhanden seien. Die letzten aus dem 
Osten heranzuführenden sechs Divisionen habe er nach Serbien, Ru¬ 
mänien und der Türkei abdrehen müssen"^). 
In der Nacht kam die Nachricht, daß Bulgarien Waffenstillstand 
geschlossen habe. Damit war die Gesamtlage noch wesentlich verschärft. 
Am 30. September morgens eröffnete General Ludendorff den zo.s-p»«mb«r. 
drei im Großen Hauptquartier anwesenden Militärbevollmächtigten 
deutscher Bundesstaaten : „Die Ereignisse in Bulgarien haben die Oberste 
Heeresleitung überrascht, die bulgarische Armee ist zusammengebrochen. 
1) Bericht des damaligen Feldeisenbahnchefs, Obersten Freiherrn von Olders¬ 
hausen, vom Z0. Dez. 1918. 
Über die gleiche Besprechung schrieb Gen. von Bartenwerffer am 20. Febr. 1919 
an Oberst Heye, Gen. Ludendorff habe dargelegt: „Durch die Ereignisse an der mazedo- 
Nischen Front sei er gezwungen, Reserven, die für den Westen bestimmt waren, auf dem 
Balkan zu verwenden. Für die Westfront seien keine Reserven mehr verfügbar. Angesichts 
der ernsten Kämpfe würde er sich wie ein Hasardspieler vorkommen, wenn er nicht auf die 
baldigste Beendigung des Krieges durch einen Waffenstillstand drängte. Dies sei geschehen". 
2) Auszeichnung des Kgl. sächs. Mil. Bevollmächtigten Eenm. von Eulitz von diesem 
Tage. Gen. von Eulitz fügte bei Mitteilung dieser Aufzeichnung an Gen. von Mertz am 
I.Aug. 1919 hinzu: „General Ludendorff war bestimmt und klar: Seine Ruhe fiel mir 
besonders auf".
	        
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