Volltext: [Der Weltkrieg 1914 bis 1918 / Die militärischen Operationen zu Lande ] ; Der Weltkrieg 1914 bis 1918. Die militärischen Operationen zu Lande. 14,1 Die Kriegführung an der Westfront im Jahre 1918 : [Hauptbd.] (14,1 1944)

Der Entschluß der O. H. L., Waffenstillstand zu erbitten. 
631 
in unbeugsamem Widerstandswillen bisher dagegen gesträubt, entscheid 
dende Schritte zur Beendigung des Krieges zu tun. Länger schien ihm 
das aber nicht mehr möglich. Zunächst ließ er am Morgen des 28. (Sep¬ 
tember — ob mit oder ohne Kenntnis der im Auswärtigen Amt ge- 
faßten Beschlüsse muß dahingestellt bleiben — dem Kanzler mitteilen, 
die Oberste Heeresleitung sei der Ansicht, daß „eine Umbildung der 
Regierung oder ein Ausbau derselben auf breiter Basis notwendig ge- 
worden sei"^). Um 6° abends trug er dem Generalfeldmarschall vor, daß 
„Waffenstillstand" erbeten werden müsse. Generalseldmarschall von 
Hindenburg erwiderte, er sei zu dem gleichen Ergebnis gekommen. 
„Der Generalseldmarschall und ich" — so schrieb General Ludendorfs 
später in seinen Kriegserinnerungen 2) — „trennten uns mit festem Hände¬ 
druck wie Männer, die Liebes zu Grabe getragen haben und die nicht nur 
in guten, sondern auch in den schwersten Stunden des menschlichen Lebens 
zusammenstehen wollen. Unsere Namen waren mit den größten Siegen 
des Weltkrieges verknüpft. Jetzt waren wir uns in der Auffassung einig, 
daß es unsere Pflicht sei, unsere Namen für diesen Schritt herzugeben, den 
zu vermeiden wir alles Erdenkliche getan hatten". 
Der Gedanke, Waffenstillstand zu erbitten, war neu^). Er ist aber 
nicht aus der Auffassung einer augenblicklich an der Front drohenden 
1) Karl Graf von Hertling a.a.O., S. 176, und Schreiben des Reichskanzlers vom 
1. Okt. 1919 an den bayer. Min. Präs. von Dandl. 
2) A. a. O. S. 583. 
3) Mitteilung des Gen. Obst. Heye vom März 1937: „Ludendorff duldete keine Halb¬ 
heiten. Jetzt, wo er sah, die Negierung würde ohne sein Zutun nicht den Weg zum «ehren¬ 
vollen Frieden» finden, griff er selbst energisch, wie immer, zu. So, und nur so, ist sein 
Handeln und besonders sein Drängen in den nächsten Tagen zu verstehen. Er war jetzt 
selbst erleichtert, zum Entschluß, der ihm natürlich besonders schwer fallen muhte, gekommen 
zu sein. Am 28. September 1918 6 2° abends trat Ludendorff überraschend in mein Ge¬ 
schäftszimmer, wo mir Major Joachim von Stülpnagel gerade Vortrag hielt. Ebenso über¬ 
raschend für uns waren seine Worte, die Ludendorff tiefbewegt vorbrachte: «Ich habe dem 
Feldmarschall soeben vorgetragen, daß wir um Waffenstillstand bitten sollen, darauf ant¬ 
wortete der Feldmarschall: Dasselbe wollte ich Ihnen gerade vorschlagen; wir müssen unsere 
Namen dazu hergeben!» — Ich bedauerte es damals> daß Ludendorff nun ganz davon 
abgekommen war, der Negierung die Initiative des Handelns zu überlassen. Der Ausdruck 
^(Waffenstillstand» kam mir ganz überraschend, wir alle hatten ihn nie zuvor gebraucht". 
Ferner schrieb Gen. von Stülpnagel (damals Major und Chef der Oper. Abt. Ia) 
ebenfalls im März 1937: „Als sich nach meinen persönlichen Notizen General Ludendorff 
schließlich am 28. Sept, zu dem Eingeständnis durchgerungen hatte, daß deutscherseits keine 
militärischen Erfolge mehr erreicht werden könnten, daß aber andererseits die Gefahr immer 
näher rückte, dem Feind würde gegenüber den erschöpften deutschen Truppen der Durchbruch 
gelingen, der sich operativ auswirken mußte, stellte er sehr aktiv die Forderung, die Politiker 
müßten nunmehr schnell handeln, um den Frieden herbeizuführen. Er sah nach diesem Ein¬
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.