Volltext: [Der Weltkrieg 1914 bis 1918 / Die militärischen Operationen zu Lande ] ; Der Weltkrieg 1914 bis 1918. Die militärischen Operationen zu Lande. 14,1 Die Kriegführung an der Westfront im Jahre 1918 : [Hauptbd.] (14,1 1944)

Besprechungen mit dem Reichskanzler. 
509 
er am iZ. Mai ebenfalls im Großen Hauptquartier weilte, entgegen 
seiner bisherigen Auffassung den Eindruck gewonnen, daß „Anlaß zu 
ernsten Besorgnissen" bestehe^). Er befand sich dabei in Übereinstim¬ 
mung mit seinem Sohne Kronprinz Rupprecht. Ebenso aber sahen 
dessen Generalstabschef und unabhängig davon der Deutsche Kronprinz 
sowie seine nächsten Berater die Lage mit Bedenken an. So hat denn 
auch der Kanzler bereits von Mai ab versucht, über die Schweiz Fühlung 
mit Präsident Wilson zu erlangen. Weitere Versuche, zu Friedensge- 
sprächen zu kommen, sind zum mindesten mit seinem Einverständnis auf 
anderen Wegen unternommen worden. Alle diese Versuche blieben aber 
völlig ohne Ergebnis. Amerika lehnte jede Fühlungnahme auf nichtamt¬ 
lichem Wege ab, und klar zeigte sich, daß für Verzichte im Westen aus Ent¬ 
schädigung im Osten nicht zu rechnen war. 
Bei einer Besprechung mit Oberst vonHaeften, dem Leiter der 
militärischen Stelle beim Auswärtigen Amt, hat General Ludendorff 
in diesen Tagen (Mitte Mai) erklärt: „Nur wenn die Heimat bald noch 
etwa 200000 Mann brauchbaren Ersatzes dem Feldheer zur Verfügung 
stelle, bestehe Aussicht, die Entscheidung des Krieges militärisch herbeizu¬ 
führen". Er fügte hinzu, „daß er sowohl den Reichskanzler wie den Kriegs¬ 
minister auf den Ernst der Ersatzlage hingewiesen habe; sie könnten aber 
beide keine Abhilfe schaffen". Im übrigen schlug Oberst von Haeften vor, 
die Pause zwischen den einzelnen Offensiven „energischer als bisher durch 
eine großzügige Propaganda" zur Herbeiführung des Friedens auszu¬ 
nutzen; die Reichsregierung sei „politisch propagandistisch" völlig passiv. 
General Ludendorfs stimmte dem zu und betonte, er habe den Kanzler 
mit Rücksicht aus die schwierige Ersatzlage wiederholt auf diese Frage hin¬ 
gewiesen^). 
Der unerwartet große Erfolg des Angriffs am Ehemin des Dames 
gab dann Ende Mai der Stimmung in der Heimat nochmals kräftigen 
Austrieb. Um so entschlossener aber bekundeten die feindlichen Regierungen, 
insbesondere der französische Ministerpräsident Elemenceau, den Willen, 
bis zum äußersten weiterzukämpfen. 
Am 8. Juni legte Oberst von Haeften den Vorschlag zu einer „Frie- s.g»»,. 
densoffensive" — so im Auswärtigen Amt genannt — vor. Durch im 
Kronpr. Rupprecht: „Mein Kriegstagebuch", II, S. 398. 
2) Wann das geschehen ist, hat sich nicht feststellen lassen. — Fn der bereits erwähnten 
Aufzeichnung des Rittm. Grafen Hertling über die Besprechungen am 11. und 13. Mai 
heißt es: „Davon, daß auch nur allmählich dranzugehen sei, an einen Friedensschluß zu 
denken, war von selten der O. H. L. mit keinem Wort die Rede, weder vvn Ludendorff 
noch von Hindenburg. Es sind auch keine dahinzielenden Äußemngen getan worden".
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.