Besprechungen mit dem Reichskanzler.
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werde. Gewiß lebten daneben auch Sorgen und Zweifel weiter, aber sie
waren doch zunächst zurückgedrängt.
Österreich-Ungarn setzte, nachdem alle eigenen Versuche, dem
Frieden näher zu kommen, ergebnislos geblieben waren, ebenso wie die
Türkei und Bulgarien die Hoffnung ausschließlich auf einen deutschen
Waffenerfolg ^).
Besprechungen, die am 11. und 13. Mai in Spa zwischen
Oberster Heeresleitung und Reichsregierung sowie im An-
schluß daran mit Kaiser Karl und der österreichisch-ungarischen
Heeresleitung stattfanden, ergaben keinerlei wesentliche Meinungs¬
verschiedenheiten. Alle Beteiligten fügten sich widerspruchslos den von
der Obersten Heeresleitung als Oberster Kriegsleitung mitgeteilten Auf¬
fassungen. Aber die militärische Gesamtlage ließ General Ludendorff am
13. Mai folgende „Auffassung der Lage VIII"ausgeben, die das Wesent-
lichste aus den dem Kanzler gemachten Mitteilungen enthalten dürfte^):
Das englische Heer hat „durch die beiden großen Schlachten einen
Ausfall von gut 500000Mann"3) gehabt. Den Ersatz kann England nicht
decken ohne ausschlaggebende Schädigung seines Wirtschaftslebens. Das
englische Heer ist demnach „durch unsere Offensive in seinen Grundfesten
erschüttert".
Das französische Heer „hat nicht nur den größten Teil der englischen
Front südlich der Somme übernehmen müssen, sondern auch nördlich des
Flusses sehr erhebliche Kräfte eingesetzt, um zu verhindern, daß England
vollständig geschlagen wird.
Unsere Operationen haben nach jeder Richtung erfolgreich be¬
gonnen.
Amerikanische Truppen sind nennenswert nicht in die Erscheinung
getreten".
In Finnland sind die Freiheitskämpfe unter entscheidender Beteiligung
deutscher Truppen dem Abschluß nahe. Reue Kämpfe können entstehen,
wenn russische Banden mit englischer Unterstützung von Osten her Finnland
bedrohen. Unsere Operationen in der Ukraine und in der Krim sind im
wesentlichen beendet. Um die vertraglich festgelegte Ausfuhr von Getreide
zu ermöglichen, mußten Banden und Rotgardisten vertrieben und die
bolschewistische Flotte im Schwarzen Meer unschädlich gemacht werden.
') Näheres hierzu Kap. X; über die Lage im Osten, am Balkan und ander türkischen
Front Bd. XIII.
2) Sperrungen seitens der Forsch. Anst.
3) Vgl. S. 315, Anm. 1.