Volltext: [Der Weltkrieg 1914 bis 1918 / Die militärischen Operationen zu Lande ] ; Der Weltkrieg 1914 bis 1918. Die militärischen Operationen zu Lande. 14,1 Die Kriegführung an der Westfront im Jahre 1918 : [Hauptbd.] (14,1 1944)

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Übergang der Initiative an den Feind. 
1». g-l! big der Marne ist nicht etwa geräumt worden, weil die Front nicht mehr hielt, 
"8" ' sondern weil die Nachschublage ausreichende Versorgung für längeren 
Großkampf ausschloß und die Oberste Heeresleitung durch die Frontver¬ 
kürzung Kräfte freizubekommen hoffte für Angriffsunternehmungen an 
anderer Stelle. 
Armeeführung und Heeresgruppe haben auf die Gefahren an 
der Front Soissons—Ehateau-Thierry rechtzeitig und eindeutig hinge¬ 
wiesen, angesichts der nun einmal feststehenden Operationspläne der 
Obersten Heeresleitung aber ohne Erfolg. Ein deutliches Nachlassen 'der 
bisherigen Spannung ist allerdings auch bei ihnen eingetreten, als der 
deutsche Angriff am 15. Juli begonnen hatte. Daß die 9. Armee an diesem 
Tage ihren Antrag aus wesentliche Verstärkung geradezu widerrief und die 
Heeresgruppe dem zustimmte, zeigt völliges Eingehen auf die Gedanken 
der Obersten Heeresleitung und, vor allem seitens des Generals von Eben, 
selbstlose Rücksichtnahme auf die Erfordernisse der Gesamtlage. Daß beides 
im vorliegenden Falle den tatsächlichen Verhältnissen nicht entsprach, ist 
von keiner Stelle erkannt worden. Die Führung aller Grade wurde von 
dem am 18. Juli früh losbrechenden Ungewitter ebenso überrascht wie die 
Truppe. Eine solche Überraschung war aber, ähnlich wie beim britischen 
Tankangriff im Herbst 1917 bei Eambrai, nur dadurch möglich, daß die 
neue Angriffswaffe, der Kampfwagen, dem Gegner ein durchaus über¬ 
legenes, deutscherseits nicht rechtzeitig erkanntes Angriffsverfahren er- 
möglichte. Der Gegner aber stand seit Wochen angriffsbereit, nachdem er 
sich in kleineren Unternehmungen allmählich vorwärts gekämpft hatte. So 
war es ihm möglich, erst am Tage vor dem Angriff die Befehle für diesen 
auszugeben und dann ohne jede vorausgehende Artilleriewirkung seine 
400 Kampfwagen losbrechen zu lassen, die er bis dahin in den großen 
Waldungen jeder Sicht hatte entziehen können. Das war eine Forrtt der 
Überraschung, gegen die nur ein starkes Kampswagenhindernis Schutz 
bieten konnte. Ein solches aber fehlte; von den ohnehin wenig wirksamen 
Tankgewehren war nur eine geringe Zahl, und diese erst seit kurzer Zeit, 
bei der Truppe. Die Überlegenheit in der Lust war trotz allen Helden- 
mutes deutscher Flieger auf der an Zahl weit stärkeren Feindseite. 
Die höhere Führung hatte kampfkräftige Reserven der 1. und 3. Armee 
am 17. Juli für den Angriff gegen Reims in Marsch gesetzt. Sie mußten 
statt dessen zum Auffangen des feindlichen Stoßes verwendet werden und 
kamen dazu am 19. gerade noch zurecht. Daß bei früherer Zuführung frischer 
Kräfte dem feindlichen Angriff eher und wirksamer Halt geboten worden 
wäre, kann angenommen werden, wenngleich ernste Einbrüche bei dem über- 
raschenden Masseneinsatz von Kampfwagen wohl kaum ganz zu verhindern
	        
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