Marneschutz/Reims-Angriff. Der Gegner.
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alle frischen deutschen Divisionen (23der Nummer nach festgestellt, davon
9 von den Heeresgruppen Kronprinz Rupprecht und Gallwitz) zwischen
ChZ,teau-Thierry und den Argonnen zusammengezogen seien. Dement¬
sprechend wurden alle französischen Reserven mehr und mehr nach Süden
verschoben, englische rückten nach. Vor allem aber wollte man dem neuen
deutschen Schlag nicht nur in der Abwehr begegnen, sondern auch mit
eigenem Angriff durch die 10. und Teile der S.Armee von Westen, die
5.Armee von Osten gegen die „Tasche von Chkteau-Thierry". Während
dabei das Eingreifen der S.Armee vom Verlauf des deutschen Angriffs
abhing, schien der Stoß der 10. und 6. Armee in jedem Falle gute Aus¬
sichten zu bieten, da im Räume von Soissons nur abgekämpfte deutsche
Divisionen standen.
Am 13. Juli schrieb General Foch an General Potain: „Im Hinblick lZ.g»n.
auf den Umfang der Vorbereitungen des Feindes in der Champagne
müssen die alliierten Heere bereit sein, die Schlacht mit der Gesamtheit
ihrer Reserven zu stützen. Die'ins Auge gefaßten Operationen werden
auf unserer Seite reine Abwehrschlacht und eine Gegenoffensive mit sich
bringen" \in der Abwehrschlacht müssen die Deutschen unbedingt sicher
angehalten werden. General Potain setzte den Gegenangriff der 10. und
6. Armee auf den 13. Juli fest, also drei bis vier Tage nach dem erwarteten
deutschen Angriff. Damit schien die erstrebte Wirkung gesichert. Die Streit¬
kräfte wurden derart verteilt, daß zwei Fronten entstanden: eine Abwehr-
front zwischen ChS,teau-Thierry und den Argonnen mit 45 Infanterie- und
drei Kavallerie-Divisionen der 6., 5. und 4. Armee unter General Maistre,
eine Angriffsfront zwischen Aisne und Marne mit 24 Infanterie- und drei
Kavallerie-Divisionen der 10. und 6. Armee unter General Fayolle^).
Die übrigen französischen Fronten waren von Reserven so gut wie ganz
entblößt; das britische Heer hatte nach Abgabe von vier Divisionen an
die Heeresgruppe Mitte, mit den Belgiern zusammen noch etwa 20 Di¬
visionen in Reserve.
An der Abwehrfront waren inzwischen alle Vorbereitungen mit größter
Sorgfalt getroffen. Das Gebiet vor der Hauptwiderstandslinie war bis
auf Vortruppen geräumt, die Artillerie entsprechend zurückgezogen und
stark nach der Tiefe gestaffelt. Mit ausgesprochener Zuversicht sah man
dem deutschen Angriff entgegen.
Die Nacht zum 14. Juli verstrich, ohne daß die Deutschen angriffen.
Aber ein Unternehmen der französischen 4. Armee brachte in der Cham¬
pagne 27Gefangene, von denen man erfuhr, daß das deutsche Vorbe-
x) Weiteres über den Gegenangriff S. 475 ff.