Marneschutz/Reims-Angriff. Einstellung des Angriffs.
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bessert. Über die Lage der an diesem Frontteil eingesetzten acht Divisionen
meldete der Generalstabsches der Armee, Oberst Reinhardt, um 530 nach¬
mittags: „Die Feuerwirkung der feindlichen Artillerie war und ist sehr stark,
besonders auch gegen die rückwärtigen Verbindungen (Marne-Tal). Das
feindliche Artilleriefeuer gegen die Marne-Brücken ist so stark, daß zur Zeit
die Zerstörung den Neubau überwiegt. Die Brückentrains bis zu 70% zer¬
schossen. Eine Besserung — falls das Süduser gehalten werden soll — ist
nur möglich durch Fortsetzung des Angriffs. Dazu ist erhebliche Munitio-
nierung notwendig, die auf Schwierigkeiten stößt. Pferdeverluste sind sehr
erheblich, desgleichen Materialverluste der Artillerie. Infanteristisch ver¬
spricht der Angriff gegenüber frischen, gleichstarken Kräften mit der zur Zeit
eingesetzten Infanterie keinen Erfolg. Die Zustandsmeldungen der In¬
fanterie geben Anlaß zur Beachtung, da nicht nur vordere Teile, sondern
auch die Reserven durch Artilleriefeuer und Fliegerangriffe gelitten haben".
Diesen Ausführungen, die eindeutig zeigten, daß das südliche Marne-Ufer
aus die Dauer kaum zu halten war, schloß sich die Heeresgruppe an, und
die Oberste Heeresleitung entschied alsbald: „Die I.Armee hat die
planmäßige Zurücknahme der südlich der Marne eingesetzten
Kampftruppen vorzubereiten und mir Vorschlag hierüber, bei dem
besonders die zeitliche Regelung klar zu ersehen ist, einzureichen. End¬
gültigen Befehl behält sich die Oberste Heeresleitung vor".
Nördlich der Marne gewann der linke Flügel der 7. Armee noch
etwas Gelände. Bei der 1. und 3. Armee verlies der Tag ohne wesent¬
liche Ereignisse. Drei Angrisfs-Divisionen vom linken Flügel der l. und
von der 3. Armee waren in die Gegend westlich von Reims in Marsch
gesetzt, um dort zum Angriff verwendet zu werden.
Unterdessen hatte General Ludendorff am Nachmittag noch eine Be¬
sprechung beim Armee-Oberkommando 1 in Rethel gehabt, an der wahr¬
scheinlich auch General Gras Schulenburg teilnahm. Es hat sich dabei ver¬
mutlich um Unterstützung des weiteren Angriffs der 7. Armee in den
Rücken von Reims durch einen solchen der I. Armee etwa aus der Gegend
von Prunay nach Südwesten gegen den Reimser Bergwald gehandelt. Auf
diesen Angriff wurde dann aber wegen der dazu erforderlichen 93orbe-
reitungszeit verzichtet^).
*) Die Akten enthalten nichts über die Besprechung, aber Gen. Ludendorff erwähnt
sie in seinen „Kriegseriltnerungen". Dort heiht es auf S. 536:„Am 17. nachmittags hatte
ich Besprechung bei der 1. Armee in Rethel über die Fortsetzung des Angriffs auf Reims.
Ich betonte die Notwendigkeit, schnell zu handeln, damit wir auch auf diesem Schlachtfelde
in der Vorhand blieben. Aus dem Vortrage des Chefs hörte ich, daß die Vorbereitungen
für die Fortsetzung auch dieses rein örtlichen Angriffs recht viel Tage in Anspruch nehmen
würden. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich zu bescheiden".