Volltext: [Der Weltkrieg 1914 bis 1918 / Die militärischen Operationen zu Lande ] ; Der Weltkrieg 1914 bis 1918. Die militärischen Operationen zu Lande. 14,1 Die Kriegführung an der Westfront im Jahre 1918 : [Hauptbd.] (14,1 1944)

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Erwägungen der Obersten Heeresleitung. 
schlagen des Generals von Kühl die Entscheidung vor. Jedenfalls aber 
sah er im Angriff am Chemin des Dames nach wie vor nur eine Ab- 
lenkungs-Operation, auch wenn sie als „Durchbruchsangriff") geführt 
werden sollte, denn sein Endziel blieb die Offensive gegen die Engländer. 
Je stärker die Franzosen dann in den nächsten Tagen in Flandern aus- 
traten, nachdem ihre Front seit Ende März bereits von der Oise nach 
Norden bis gegen Amiens verlängert worden war, um so mehr stieg die 
Aussicht eines deutschen Angriffs links der Oise, der sie zwang, ihre Re¬ 
serven von der englischen Front wieder abzurufen. Entscheidende Be- 
End« April/ deutung gewann der Plan des Angriffs am Chemin des Dames (Deck- 
Anfang Ma,. namc ^Blücher")2) aber erst, als sich Ende April in Flandern nach 
Einstellung des Angriffs der 6. Armee auch der Angriff der 4. Armee 
festlief. 
Die entstandene Gesamtlage hat General Lüdendorff am 4. Mai 
gelegentlich einer Besprechung bei der Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht 
in Tournai wie folgt geschildert^): 
„Wir haben die Engländer so zugerichtet, daß der Franzose einen Teil 
der englischen Front übernehmen mußte, daß er ihn nördlich der Somme 
stützen und am Kemmel eingreifen mußte. Sonst wäre eben der Engländer 
völlig geschlagen worden. 
Der Engländer hat seine Divisionen im Winter von zwölf auf neun 
Bataillone gebracht. Grund Ersatzmangel. Denn sonst hätte er wohl neue 
Divisionen gebildet. Der Engländer hat nun durch diese Schlachten einen 
ganz gewaltigen Abgang an Menschen gehabt. Schätze 400000 Mann, 
1) Nach Mitteilung des Gen. Wetzell vom Nov. 1941 wollte er durch die Kennzeich¬ 
nung als „Durchbruchsangriff" zum Ausdruck bringen, daß es sich keineswegs nur um 
eine „Entlastungsoffensive" handele. Dem stehen „Bemerkungen" entgegen, die Gen. 
von Mertz später zu seinen Tgb.-Aufzeichnungen vom 2. und 3. Juni 1918 gemacht 
und im Nov. 1933 der Forsch. Anst. zur Verfügung gestellt hat. Danach habe ihm Obstlt. 
Wetzell Ende April 1918 dargelegt: Wir müßten einen Teil der französischen Front 
zum Einsturz bringen. Gelinge das, so würden die Franzosen ihre Truppen aus der 
englischen Front wegziehen, und wir könnten dann den Entscheidungsschlag gegen die 
Engländer in Flandern erneuern. Gelänge es nicht, die Franzosen durch einen Schlag 
bei Soissons zum Wegziehen ihrer Truppen aus Flandern zu veranlassen, so wollte 
Wetzell einen zweiten Schlag gegen die Franzosen, am besten bei Verdun, vorschlagen. 
Grundbedingung sei aber, daß man die zum Angriff auf die Engländer bestimmten Trup¬ 
pen nicht schwäche (vgl. auch S. 321, Anm.). 
2) Vgl. Bd. XI, S. 179 und 506; Vd. XII, S. 110f. 
3) Tagebuchaufzeichnung des Maj. Ritter von Prager vom 4. Mai 1918.
	        
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