Volltext: [Der Weltkrieg 1914 bis 1918 / Die militärischen Operationen zu Lande ] ; Der Weltkrieg 1914 bis 1918. Die militärischen Operationen zu Lande. 14,1 Die Kriegführung an der Westfront im Jahre 1918 : [Hauptbd.] (14,1 1944)

Denkschrift des Oberstleutnants Wetzell. 
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Wir müssen, wollen wir unsere erkämpfte günstige Lage richtig ausnutzen, 
an dem Angriffsgedanken festhalten, um die Vorhand unbedingt zu be¬ 
halten. Es fragt sich, wo und wie dies zu geschehen hat. 
Meines Erachtens sind wir nicht in der Lage, einen ebenso großzügigen 
Angriff wie den Michael neu aufzubauen, da wir bei unserer Frontver¬ 
breiterung und der Besetzung der erkämpften neuen Fronten nicht so er¬ 
probte Angriffsdivisionen zur Ausbildung auf vier bis fünf Wochen heraus¬ 
ziehen können. Wohl aber wird es möglich sein, bis Mitte Mai ... etwa 
25 bis 30 Divisionen für Angriffszwecke zusammenzubringen. Mit diesen, 
an richtiger Stelle angesetzt, läßt sich in der jetzigen Westlage ein weit¬ 
reichender Erfolg schaffen. 
Sie erneut gegen die englische Front einzusetzen, halte ich nach der obigen 
gekennzeichneten Lage nicht mehr für zweckmäßig. Die Wahrscheinlichkeit 
eines großen Erfolges liegt dort meines Erachtens jetzt nicht mehr vor. 
Günstigere Aussichten, die auch tiefwirkende politische Folgen zeitigen 
können, hat ein starker überraschender Angriff gegen die französische Front, 
im besonderen dort, wo sie ganz ungewöhnlich gestreckt worden ist. 
Hierfür kommt m. E. die Südfront der 7. Armee östlich des Oise/Aisne- 
Kanals und der umbiegende rechte Flügel der l. Armee in erster Linie 
in Betracht. Dort wäre die Masse der für den Angriff verfügbaren Kräfte 
zu einem Durchbruchsangriff zu verwenden. Vorher hätte die 18. Armee, 
entsprechend verstärkt, einen starken Angriff im allgemeinen über Mont- 
didier und südlich in südwestlicher Richtung durchzuführen, um starke 
französische Kräfte zu binden, die Lage der 18. Armee zu verbessern 
und vor allem die Flankenwirkung gegen den Avre-Brückenkopf zu be¬ 
seitigen. 
Ferner wäre der Angriff der 4. Armee weiter in Gang zu halten, um auch 
dort Kräfte zu fesseln, während in Lothringen und im Elsaß durch Ver¬ 
legung von abgekämpften Divisionen und Täuschungsunternehmungen 
(Funker) der Gegner zur Verschiebung seiner Reserven zu veranlassen 
wäre". 
Mit dieser Denkschrift, die den Vermerk trägt: „Seine Exzellenz hat 
Kenntnis", kam Oberstleutnant Wetzell aus seinen früheren Vorschlag 
zurück, den entscheidenden Schlag gegen die Franzosen zu führen. Das 
Endziel des Generals Ludendorfs, Niederwerfung der Engländer, er¬ 
wähnte er nicht. 
General Ludendorff, der am 21. April dem Kaiser vortrugt), be¬ 
hielt sich gegenüber diesen Ausführungen ebenso wie auch gegenüber Vor- 
2) Näheres ist darüber nicht bekannt.
	        
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